Bei seiner Vorstellung noch mit vielen zweifelnden Kommentaren bedacht hat sich Amazons Echo zu einem Überraschungshit entwickelt. Rund drei Millionen Stück soll der Online-Händler mittlerweile von seinem vernetzten Lautsprecher abgesetzt haben – Tendenz: stark steigend. Bislang den USA vorbehalten, will Amazon nun weitere Länder erobern – und Österreich ist ganz vorne mit dabei.

Launch

Am Mittwoch hat Amazon im Rahmen eines Launch-Events in London den offiziellen Europastart des Echo bekanntgegeben, wobei "Europa" in diesem Fall konkret drei Länder meint: Neben Großbritannien sind dies auch Deutschland und Österreich. Damit funktioniert der Echo erstmals mit einer anderen Sprache als Englisch, auch eine eigene deutsche Stimme wurde Echo für den regionalen Start verpasst.

Amazon Senior Vice President Devices, David Limp, im Rahmen des Europa-Launch in London.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Dass nach Englisch gleich als zweites zu Deutsch gegriffen wurde, ist bei einem Blick auf das Amazon-Geschäft nicht gar so verwunderlich, ist Deutschland doch für den Online-Händler der zweitgrößte Markt nach den USA.

Neue Hardware

Parallel zum Europastart hat Amazon aber auch eine neue Hardwareversion im Gepäck, und die zeigt wohin der Weg gehen soll, nämlich in preislich sehr niedrige Regionen. Gerade einmal 59,99 Euro soll die aktuellste Version des Echo Dot kosten, die bisherige Ausgabe schlug noch mit 90 Dollar zu Buche.

Amazon hofft, dass sich die User so dazu bringen lassen, mehrere Echos zu kaufen, um die entsprechenden Dienste in jedem des eigenen Zuhauses nutzen zu können. Und weil man von der Überzeugungskraft dieses Konzept dermaßen überzeugt ist, gibt es den Echo Dot auch gleich in Six- oder Twelve-Packs zu kaufen, wobei dann jeweils ein oder zwei Geräte kostenlos sind. Damit sich all diese Geräte nicht in die Quere kommen, will Amazon in den kommenden Wochen ein Softwareupdate liefern. Die Echo Spatial Perception (ESP) soll dafür sorgen, dass sich von einem Sprachbefehl immer nur der räumlich nähste Echo angesprochen fühlt.

Der Echo Dot im Six- oder Twelve-Pack.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Zusätzlich hat man auch eine oberflächliche Änderung zu verkünden: Die größte Echo-Ausgabe gibt es künftig – wie auch den Dot – neben der schwarzen auch in einer weißen Farbvariante.

Ein digitaler Assistent

Im Kern der Echo-Geräte steht ein digitaler Assistent, dem Amazon den Namen "Alexa" verliehen hat. Dieser kann mittels Sprachsteuerung nicht nur allgemeine Fragen zu Wetter oder Nachrichtenlage beantworten, sondern auch Kalendereinträge machen oder Musik abspielen – um nur einige wenige Anwendungsbeispiele zu nennen. Zudem positioniert Amazon den Echo als Zentrale für das smarte Zuhause. Der Echo kann auf Zuruf also auch das Licht dimmen oder den Thermostat steuern – die passende Hardware natürlich vorausgesetzt.

Im vergangenen Jahr hat Amazon die Kernfunktionalität des Echo immer weiter ausgebaut, zusätzlich lässt sich all dies aber noch mittels sogenannter "Skills" erweitern, über die Drittentwickler ihre Software mit dem Echo verbinden können. Mehr als 3000 dieser Skills gibt es mittlerweile, von der Möglichkeit sich einen Uber rufen zu lassen bis zur individuellen Zusammenstellung eigener IFTTT-Rezepte ("if this, then that") reicht die Palette.

Amazon Echo (groß) und Echo Dot in schwarzen und weißen Farbvarianten.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Für den Europastart ist Amazon zusätzlich Partnerschaften mit lokalen Unternehmen eingegangen, so gibt es künftig etwa in Großbritannien eine Verzahnung mit Sky Sports, in Deutschland arbeitet Echo unter anderem mit der deutschen Bahn, MyTaxi oder der Tagesschau zusammen. Auch eine Anbindung an den Thermostat-Hersteller Tado ist hinzugekommen.

Mikrofone

Um all dies zu ermöglichen, lauscht der Echo ständig auf das passende Keyword, von Haus aus ist dies "Alexa". Entsprechend stellen die sieben in dem Gerät verbauten Mikrofone auch den wichtigsten Bestandteil der Hardware dar, immerhin sollen sie dank "Beam Forming" garantieren, dass die Wünsche der Nutzer auch vom anderen Ende eines Raums aus richtig interpretiert werden – oder sogar, wenn gerade Musik läuft.

Zusätzlich arbeiten laut Amazon Senior Vice President Devices, David Limp, weltweit mehr als 1.000 Amazon-Angestellte an der laufenden Verbesserung der Spracherkennung und -ausgabe. Ziel sei es, dass Alexa eines Tages nicht mehr von einer menschlichen Stimme unterscheidbar sei. Die Kern-Hardware fällt bei allen Echo-Varianten hingegen relativ minimalistisch aus, da die Verarbeitung der Spracheingaben ohnehin auf den Servern von Amazon erfolgt. Dies bedeutet natürlich auch, dass eine stete WLAN-Verbindung notwendig ist, einzig Musik lässt sich auch direkt via Bluetooth an das Gerät schicken.

Die größte Ausführung von Amazon Echo.
Foto: Amazon

Die verschiedenen Echo-Ausgaben unterscheiden sich entsprechend vor allem in Details: So muss der Echo Dot im Vergleich zum großen Echo mit deutlich schwächeren Lautsprechern auskommen. Wer über die kleinste Echo-Version Musik abspielen will, sollte also zusätzlich externe Lautsprecher anhängen. Für die Sprachausgabe von Alexa reicht aber auch die Dot-Ausführung. Der Amazon Tap versteht sich wiederum als portable Ausgabe des Echo, die noch einen entscheidenden Unterschied aufweist: Spracheingaben werden hier erst nach dem Druck auf den entsprechenden Knopf akzeptiert.

Privatsphäre-Bedenken

Genau hier steckt auch eine immer wieder geäußerte Kritik am Echo: Das dauernde Lauschen auf den Zuruf der Nutzer bereitet Privacy-Verfechtern einige Sorgen, immerhin könnte damit theoretisch auch der intimste Bereich der User ausspioniert werden. Amazon begegnet solcher Kritik mit dem Hinweis, dass Daten an die eigenen Server erst nach dem Auslösen des Keywords übertragen werden, die Erkennung des Begriffs "Alexa" erfolgt also lokal. Außerdem gibt es einen Mute-Button, der die Stromzufuhr für die Mikrofone komplett deaktiviert, ein Mitlauschen ist dann also auch theoretisch gar nicht mehr möglich, betont Limp.

Im Inneren besteht Amazons Echo vor allem aus einem großen Lautsprecher, der Großteil der Intelligenz des Geräts steckt in der Cloud.
Foto: Amazon

Zudem speichert Amazon aber auch sämtliche Spracheingaben auf den eigenen Servern, dies soll eine individuelle Abstimmung der Spracherkennung auf die einzelnen Nutzer ermöglichen. Wer dies nicht möchte, kann die gespeicherten Aufnahmen aber auch nachträglich löschen.

Neue Konkurrenz

Dass Amazon ausgerechnet jetzt nach Europa prescht, dürfte auch damit zu tun haben, dass schon bald neue Konkurrenz ins Haus steht, und zwar eine, die in den letzten Jahren so viel Know-How wie kaum jemand anderer im Bereich Sprachsteuerung gesammelt hat: Google will bereits in den kommenden Wochen mit dem Echo-Konkurrenten Home an den Start gehen.

Im Kern steht hier der neue Google Assistant, der nach aktuellen Berichten ebenfalls mit der Unterstützung von Englisch und Deutsch gelauncht werden soll. Vor einigen Monaten waren zudem Gerüchte zu hören, dass auch Apple an entsprechender Hardware arbeitet.

Verfügbarkeit

Die Vorbestellungsphase für die einzelnen Amazon-Echo-Ausgaben soll in Kürze starten. Ausgeliefert sollen die Geräte dann ab dem 26. Oktober werden. Den Preis für den großen Echo gibt Amazon mit 179,99 Euro an, Prime-Kunden, die in den ersten zwei Tagen vorbestellen, erhalten einen Rabatt von 50 Euro. Allerdings gibt es bei all dem noch eine entscheidende Einschränkung zu beachten: Die deutschsprachigen Echo-Ausgaben sollen fürs Erste nur über ein Einladungssystem erhältlich sein, wie es in den USA ursprünglich auch der Fall war. Einladungen können über die Produktseiten für Echo und Echo Dot beantragt werden. (Andreas Proschofsky aus London, 14.9.2016)