Ungeachtet der Verschiebung der Präsidentschaftswahl setzt die FPÖ ihren Wahlkampf fort. Schauplatz am Dienstag: Wien, Prater-Alm. Bereits gegen 16 Uhr hat sich beim Eingang eine stattliche Schlange gebildet. Die John Otti Band animiert die Menge in gewohnter Manier, neben Liedern von Andreas Gabalier oder Hubert von Goisern darf auch die "heimliche Patriotenhymne" aus eigener Feder, "Immer wieder Österreich", dabei nicht fehlen. Ausgestattet mit unzähligen Schals und Fahnen, empfangen die FPÖ-Anhänger zunächst als Auftakt Wolfgang Seidl, den Spitzenkandidaten für die Bezirkswahl in der Wiener Leopoldstadt. Dieser bekräftigt seine Forderung nach einem Alkoholverbot am nahegelegenen Praterstern, für die er mäßigen Applaus erntet.

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"In Österreich sind wir offensichtlich nicht fähig, eine Wahl durchzuführen", spielt Seidl auf die Wahlkartenpannen im 2. Bezirk wie auch bei der Bundespräsidentenwahl an. Er glaube erst, dass die Bezirkswahl am Sonntag durchgeführt werde, wenn die Wahllokale tatsächlich um sieben Uhr aufsperren. Und Seidl hofft auf ein "blaues Wunder" bei der Neuaustragung der Bezirkswahl: "In Simmering hat es begonnen, in der Leopoldstadt werden wir es hoffentlich fortsetzen."

"Ich suche die Kooperation mit den Visegrád-Staaten"

Norbert Hofer betritt gegen 18.30 die Bühne, Jubelchöre inklusive. In seiner Rede spricht der Dritte Nationalratspräsident ein breites Themenspektrum an, nicht alle nehmen Bezug auf das angestrebte Präsidentenamt.

John Otti ist für die Musik verantwortlich. Für immer und ewig.
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Das Gesundheitssystem sei am Kippen, konstatiert Hofer und verweist auf den kürzlich stattgefundenen Wiener Ärztestreik: "Unsere Ärzte sind verzweifelt." Das "System" ins Wackeln bringen würden außerdem die vielen Flüchtlinge, die man "unkontrolliert ins Land gelassen" habe. Man wisse nicht, wie viele "IS-Leute und Jihadisten" darunter seien.

Zu seinen kürzlich intensivierten Auslandsreisen sagt Hofer: "Ich suche die Kooperation mit den Visegrád-Staaten, um in einem gemeinsamen Verbund der Vernünftigen Politik zu machen."

"Was ich nicht möchte, ist, dass man den anderen Kandidaten niedermacht. Auch der andere Kandidat ist ein Mensch mit Freunden und Familie."
Cremer

Er habe bereits jetzt so viele Einladungen ins Ausland, dass er sie bis 4. Dezember nicht abarbeiten könne, spielt er auf Befürchtungen an, dass ein Präsident Hofer dem Ansehen Österreichs in Europa schaden würde. "Ich werde Türöffner sein für die österreichische Wirtschaft."

"Ich gebe euch euer Österreich zurück", verspricht Hofer seinen Anhängern. "Es ist wunderbar, so eine Welle der Unterstützung zu erleben." Auch eine Wunsch hat Hofer an seine Fans: "Was ich nicht möchte, ist, dass man den anderen Kandidaten niedermacht. Auch der andere Kandidat ist ein Mensch mit Freunden und Familie."

"Manipulation Tür und Tor geöffnet"

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache beklagt anschließend erneut die Unregelmäßigkeiten bei den Wahlkarten. "Bei der Stichwahl wurde der Manipulation Tür und Tor geöffnet." Er wirft dem Innenministerium vor, beim Krisenmanagement in puncto "Klebergate" versagt zu haben und für die internationale Blamage verantwortlich zu sein. "Ein Schelm, der Böses dabei denkt", sagt Strache.

Hofer-, Strache-, FPÖ-Fans in der Prater-Alm.
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Er sei jedoch nicht, wie "fälschlich kolportiert" wurde, für die Abschaffung der Briefwahl, sondern vielmehr für eine Reform derselben. Auslandsösterreicher und Österreicher im Urlaub sollen nach wie vor die Möglichkeit zur Briefwahl haben. Die anderen sollen ihre Wahlkarte aber persönlich im Wahllokal abgeben.

"Natürlich werden die da oben nervös bei diesem Gedanken. Warum wohl? Weil die Wahlen dann korrekt und ohne Manipulation ablaufen würden", sagt Strache.

In puncto Asyl und Integration trommelt der FPÖ-Chef altbekannte Botschaften: "Burka und Niqab sind Gefängnisse für Frauen und gehören verboten." In dem "Haus Österreich", dessen "Besitzer und Eigentümer die Bürger sind, haben diese die Regeln für das Gästezimmer zu beschließen." Für den "Faschismus der Gegenwart", den radikalen Islam, brauche es "ein Verbotsgesetz wie für den Nationalsozialismus".

Bundeskanzler Kern sei "ein Faymann mit Sonnenbrille", der angesichts der hohen Rekordarbeitslosigkeit ein Arbeitsmarktkonzept für 2017 vorlegen müsse. (Vanessa Gaigg, Video: Sarah Brugner, 13.9.2016)