Die Malediven haben sie. Rumänien auch, genauso wie Nicaragua und Singapur. Jetzt sind die Briten dran: Sie erhielten am Dienstag eine neue Fünf-Pfund-Banknote aus Plastik. Damit verabschiedet sich Großbritannien langsam von seiner über 300-jährigen Tradition des Papiergelds. Sauberer, sicherer und haltbarer sollen die Kunststoff-Banknoten sein, heißt es von der britischen Notenbank, der Bank of England.
Den neuen "Fiver" wird das Bild von Ex-Premier Winston Churchill schmücken. Nach dem Fünfer soll im Sommer kommenden Jahres der Zehn-Pfund-Schein folgen, 2020 sind dann die 20er dran. Für die 50er gibt es derzeit keine Plastikpläne, weil sie erst im Jahr 2011 neu ausgegeben wurden.
Erfunden wurden die Plastikscheine in Australien, seit 1996 bezahlen die Australier nicht mehr mit Papiergeld. Aus Imagegründen bevorzugt auch die Bank of England den Begriff "Scheine aus Polymer", was zwar der Wahrheit entspricht, am Schluss aber nur besser klingt und nichts anderes heißt als "Scheine aus Plastik".
Längere Lebensdauer, aber Plastikgefühl
Der Grund, von Papier- auf Plastikgeld umzusteigen, sei die Verlängerung der Lebensdauer der Scheine, sagt Stefan Augustin, Bargeldexperte bei der Oesterreichischen Nationalbank. Gerade Scheine mit geringerem Wert wie Fünfer und Zehner nutzen sich schneller ab. Man steckt sie in die Hosentasche, manchmal landet ein vergessener Fünfer auch in der Waschmaschine und dreht mit der Buntwäsche ein paar Runden im Schleudergang, "damit werden diese Scheine oft stärker beansprucht als Münzen".
Eurobanknoten bestehen übrigens aus Papier, genau genommen ist es Baumwollgewebe. Mit einer Lackschicht, die schmutzabweisend wirkt, könnte man beim Euro ähnliche Effekte erzielen wie mit Plastikgeld, sowohl bei der Langlebigkeit als auch bei der Fälschungssicherheit, sagt Augustin. Die Sicherheitsmerkmale beim neuen 20-Euro-Schein hätten beispielsweise die Fälschungen drastisch zurückgehen lassen.
Griffige Scheine für den Echtheitscheck
Ein weiterer Grund, warum die Euros auch bei der Neuausgabe von Scheinen in den vergangenen Jahren Papiergeld geblieben sind, sei die Griffigkeit, sagt Augustin. Der erste Echtheitscheck sei das Fühlen. Geldscheine, im Konkreten Euroscheine, greifen sich anders an als normales Papier. Dieser Effekt falle bei Plastikscheinen mehr oder weniger weg.
Grundsätzlich halten Polymerscheine länger als Papierscheine, sind dafür aber teurer in der Herstellung. Verschmutzte Plastikgeldscheine sollte man übrigens auch nicht unbedingt in der Waschmaschine waschen. Genauso wie die Plastikscheine sollte ein Papier-Euroschein eine 30- bis 40-Grad-Wäsche schon mehr oder weniger unbeschadet überstehen. "Vielleicht verblasst die Farbe etwas", meint Augustin. Jedenfalls können beschädigte oder verschmutze Geldscheine bei einer Bank oder der OeNB zurückgegeben werden. (Daniela Rom, 13.9.2016)