Ivan Daniliants und der FK Rostow treffen heute Abend in der Champions League auf Bayern München.

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München – Wenn am Dienstag der russische Klub FK Rostow in der erste Runde der Champions-League-Gruppenphase bei Bayern München gastiert, wird nicht nur ein Österreicher auf dem Platz stehen. Doch während ÖFB-Teamspieler David Alaba aktiv am Spiel teilnimmt, agiert Ivan Daniliants von der Coaching-Zone aus. Der 63-Jährige, der in Turkmenistan in der ehemaligen UdSSR geboren wurde, besitzt seit 1997 die österreichische Staatsbürgerschaft und ist seit wenigen Tagen Trainer in der südrussischen Metropole.

Zweite Heimat Kärnten

1991 hatte ihn ein Engagement in Klagenfurt nach Österreich gelockt. Dort arbeitete er mehr als ein Jahrzehnt als Jugendtrainer und Sportdirektor mit Zwischenstopps in Moldau als Teamchef und bei Sheriff Tiraspol. "Kärnten ist meine zweite Heimat, ich habe Österreich viel zu verdanken", sagte er der "Kronen Zeitung". 2006 folgte schließlich der Abschied aus Klagenfurt.

Seither werkte Daniliants in der Jugendabteilung von Rubin Kasan und als Kotrainer beim FK Rostow. Vor wenigen Tagen ist er zum Chefcoach aufgestiegen. Und da der Verein im Playoff der Champions League Ajax Amsterdam mit einem 1:1-Remis auswärts und einem 4:1-Sieg in Südrussland überraschend aus dem Bewerb boxte, dürfen Daniliants und sein Team Dienstagabend königliche Luft in München schnuppern. Ein geschichtsträchtiges Spiel für den Verein aus Russland.

David gegen Goliath

Mit Bayern München und dem FK Rostow prallen um 20.45 Uhr Fußballwelten aufeinander. Der Verein aus der Stadt Rostow am Don nahe des Schwarzen und des Asowschen Meeres wurde vergangene Saison Vizemeister, 2014 gelang der Pokalsieg. Davor galt der Klub als Abstiegskandidat in der russischen Premjer-Liga. Dass es der FK Rostow tatsächlich in die Gruppenphase der Königsklasse geschafft hat, ist eine Sensation. Neben Ajax Amsterdam wurde auch der RSC Anderlecht mit 2:2 und einem 2:0-Triumph auswärts eliminiert.

Für Bayern München dürfte die Mannschaft von Daniliants dennoch kein Stolperstein werden, Rostow ist klarer Außenseiter. Dennoch sei es für die Bayern Ehrensache, Respekt vor dem russischen Underdog zu haben. "Wir sind Profis genug, um zu wissen, dass solche Spiele keine Geschenke sind. Wir werden sicher niemanden unterschätzen", sagte Thomas Müller. In der Vereinsgeschichte des FK Rostow stehen bisher 14 Europapokalspiele zu Buche – darunter zwei Matches im Halbfinale des Intertoto-Cups 1999 gegen Juventus Turin. Das Gesamtergebnis lautete damals 1:9.

"Von unserer besten Seite zeigen"

Trainer bei Juventus war damals übrigens Carlo Ancelotti. Und der will Bayern München heuer zum Titelgewinn der Königsklasse führen: "Es ist klar, dass es unser Ziel ist, die Champions League zu gewinnen", sagte er. Der Saisonauftakt gestaltete sich für die Bayern bisher erfreulich: vier Siege aus vier Pflichtspielen, kein Gegentor.

Daniliants will seinem Gegner den positiven Saisonstart möglichst zunichtemachen. "Wir sind gut vorbereitet und möchten uns von unserer besten Seite zeigen", sagte er bei der gestrigen Pressekonferenz und versprach: "Wir gehen jedes Spiel so an, als wäre es unser Letztes." Denn genau mit dieser Strategie "sind wir in den letzten zwei Jahren aus dem Sumpf herausgekommen". (sid, siu, 13.9.2016)