Die WHO fordert seit Jahren, Kinder nicht mehr länger der Versuchung krankmachender Lebensmittel auszusetzen, die zu viel Fett, Zucker und Salz enthalten.

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Wien – Laut einer aktuellen Studie der Weltgesundheitsorganisation sind insbesondere Kinder und Jugendliche zu stark der Werbung für ungesunde Lebensmittel ausgesetzt. Österreich hinkt bei der Umsetzung von Präventionsmaßnahmen in diesem Bereich stark hinterher, so das Österreichische Akademische Institut für Ernährungsmedizin (ÖAIE) in einer Aussendung am Dienstag. Es fordert die Regierung auf, "endlich aktiv zu werden".

Gefordert wird auch, dass gesunde Lebensmittel billiger werden müssten. Auf europäischer Ebene und in Ländern wie Großbritannien und Deutschland würden bereits Maßnahmen wie Werberestriktionen und Eingriffe in die Preisgestaltung von Lebensmitteln auf der politischen Tagesordnung stehen, so das ÖAIE.

Häufigste Todesursache

Durch ungesunde Ernährung bedingtes Übergewicht zählt zu den Hauptrisikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall, die in Österreich nach wie vor die häufigste Todesursache sind. Darüber hinaus belegen jüngste Studien, dass Übergewicht das Risiko für mehr als zehn verschiedene Krebsarten deutlich erhöht.

"Bereits jetzt ist knapp ein Viertel aller 13- bis 17-Jährigen zu dick, Tendenz stark steigend. Wir müssen daher bereits im Kindesalter mit wirkungsvollen Präventionsmaßnahmen beginnen, um nicht eine Generation an chronisch Kranken heranzuziehen", fordert Kurt Widhalm, Präsident des ÖAIE.

Bisherige Anstrengungen reichen nicht aus

Die WHO fordert bereits seit Jahren, insbesondere Kinder nicht mehr länger der Versuchung krankmachender Lebensmittel auszusetzen, die zu viel Fett, Zucker und Salz enthalten. Bereits im Jahr 2010 unterzeichneten 192 WHO-Mitgliedsstaaten – darunter Österreich – eine Resolution, weltweit die Werbung für Essen und Getränke einzudämmen, die zu hohe Anteile an gesättigten Fettsäuren, Transfetten, Zucker und Salz enthielten.

In einer diesen Sommer erschienenen Studie stellt die WHO fest, dass die bisher getroffenen Anstrengungen nicht ausreichen. Sie fordert alle Regierungen dazu auf, gesetzlich bindende Maßnahmen zu schaffen und Produzenten zur Rechenschaft zu ziehen, die sich nicht an Werberestriktionen halten. "Mit bloßen Aufklärungs- und Informationskampagnen ist es bei weitem noch nicht getan", sagt Widhalm.

Freiwillige Basis für Industrie

"Wir brauchen in Österreich endlich gesetzlich verankerte, nachweislich wirkungsvolle Maßnahmen, um das Problem des steigenden Übergewichts insbesondere bei Kindern und Jugendlichen in den Griff zu bekommen. Es ist schockierend, wie in Österreich für nachweislich krankmachende Produkte wie fettes Fleisch, Fastfood und zuckerhaltige Softdrinks geworben werden darf."

Während in Österreich bisher so gut wie keine wirkungsvollen Maßnahmen getroffen wurden, brachte die Europäische Kommission eine neue Gesetzesvorlage ein, wonach die Nahrungsmittelindustrie auf freiwilliger Basis die Werbung für ungesunde Produkte einschränken soll, so das ÖAIE. Außerdem solle Werbung künftig auch nicht positive Aspekte eines Produktes hervorheben dürfen, wenn das Produkt insgesamt einen zu hohen Anteil an Fett, Zucker oder Salz enthält.

Studie: Preiskontrolle wirkt

Eine Studie der American Society for Nutrition zeigt laut ÖAIE auf, dass eine Beeinflussung der Preisgestaltung auch abseits neuer Steuern funktionieren kann: Über ein Jahr hinweg erhielten 7.500 Haushalte mit niedrigem Einkommen 30 Prozent Rabatt auf Einkäufe von gesundem Obst und Gemüse. Mit dem Ergebnis, dass diese Gruppe um rund 20 Prozent mehr gesunde Nahrungsmittel konsumierte als die Vergleichsgruppe.

"Diese Studie zeigt, dass staatliche Eingriffe in die Preisgestaltung nicht automatisch mit der Einführung neuer Steuern einhergehen müssen", sagte Widhalm. "Gesunde Produkte billiger zu machen ist sicher die beste Möglichkeit, das Ernährungsverhalten der Menschen positiv zu beeinflussen." (APA, red, 13.9.2016)