Weggefährte des neuen ÖVP-Generalsekretärs und -Mediensprechers Werner Amon: Gerald Grünberger. Der VÖZ-Geschäftsführer wird als möglicher Finanzdirektor für den ORF gehandelt. Hier beim Heurigen des Zeitungsverbands 2015.

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Die Ö1-Redakteure stimmten für sie als Ö1-Chefin, sie kennt das ORF-Radiomanagement als Administrationschefin seit 2010: Ulrike Wüstenhagen.

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Wien – Noch zweimal schlafen gehen, dann bestellt der Stiftungsrat am Donnerstag die vier Zentraldirektoren und die neun Landesdirektoren ab 2017. Vor allem zwei Jobs sind da noch relativ spannend: die Radiodirektorin und der Finanzdirektor.

Als Favoritin für die Radiodirektion wird seit Wochen FM4-Chefin Monika Eigensperger genannt. Sie würde die zunächst von ORF-Chef Alexander Wrabetz genannte Bedingung erfüllen, dass ein Channel-Manager im Radio Direktor (auf Zeit) werden soll.

Aus dem Muss wurde in der Ausschreibung ein Soll. Deshalb hat sich wohl auch TV-Entwicklungschef Stefan Ströbitzer um den Job beworben. Aber womöglich findet ORF-Chef Alexander Wrabetz auch einen Mittelweg: Eine Radiodirektorin aus dem Funkhaus, die das Management der Radiodirektion schon kennt wie wenige andere, die aber keine Channelmanagerin ist.

Eine passende Kandidatin

Eine, die schon einmal – 2014 nämlich – Ö1-Chefin geworden wäre, wenn der Job nach dem Votum der dortigen Redakteurinnen und Redakteure besetzt würde: Ulrike Wüstenhagen, Administrations- und Personalchefin im ORF-Radio. Zudem eine der Proponentinnen der Plattform "Frauen im ORF". Klingt nach einer recht idealen Besetzung – ist vorerst aber nur Spekulation.

Mit TV-Programmdirektorin Kathrin Zechner gäbe es dann – mit Eigensperger wie Wüstenhagen – zwei Frauen im Direktorium, und es ginge sich doch ein Mann in der Finanzdirektion aus. Seit voriger Woche geistert der Name Gerald Grünbergers als möglicher Kandidat durch ORF und Politik. In Wrabetz' Umgebung winkte man am Donnerstag (und auch noch am Montag) bei dem Namen noch ab.

Ein Kandidat von außen

Will ORF-General Alexander Wrabetz seinen im Herbst anstehenden Gebührenantrag nicht mit knappestmöglicher Mehrheit im Stiftungsrat durchbringen, dann kann er ÖVP-Stiftungsräte gut gebrauchen – die im Sommer noch geschlossen für seinen Gegenkandidaten Richard Grasl als nächsten ORF-General gestimmt haben.

Weggefährte des ÖVP-Generals

Seit wenigen Tagen hat die ÖVP einen neuen Generalsekretär, zugleich zuständig für Medienagenden: Werner Amon, von 1993 bis 2001 Obmann der Jungen ÖVP. Bundessekretär der JVP unter Amon war ein gewisser Gerald Grünberger. Grünbergers Frau Silvia, geborene Fuhrmann, war JVP-Obfrau nach Amon.

Gerald Grünberger ist heute Geschäftsführer des Zeitungsverbands VÖZ, er ruft seit voriger Woche nicht zurück, das Stichwort "ORF" zur Anfrage könnte ihn abgeschreckt haben. "Die Presse" nennt Grünberger nun in ihrer Dienstagausgabe als Kandidaten. Man kann, muss diesen Umstand aber nicht interpretieren.

Erster Anlauf

Es wäre jedenfalls Grünbergers dritter Anlauf in den ORF: 2004 sollte der Medienexperte im Kabinett des damaligen Medienstaatssekretärs Franz Morak (ÖVP) in die ORF-Administration wechseln, ein Job wurde damals unter Generalin Monika Lindner eigens geschaffen. Nach heftigen Protesten der damaligen Opposition und kritischen Medienberichten auch im STANDARD über einen vermuteten De-Facto-ORF-Generalsekretär Grünberger, erklärte der 2004: Er hatte nie vor, sich um diesen ORF-Job zu bewerben und werde das auch nicht tun.

Zweiter Anlauf

Mehrere Küniglberg-Kenner erinnern: Es gab noch einen zweiten Anlauf Grünbergers in den ORF: Er war sehr konkret als Geschäftsführer der Rundfunkgebührentochter GIS im Gespräch. 2013 freilich übernahm Harald Kräuter die GIS-Geschäftsführung. Kräuter war zuvor in der Technikdirektion, er hat einen guten Draht zu Richard Grasl, der da schon Finanzdirektor war. Aber auch Grünberger und Grasl kennen einander ganz gut.

Grasl, Grünberger, Rosam

VÖZ-Manager Grünberger und Finanzdirektor Grasl trafen einander als Interessenvertreter von Zeitungsverband und ORF in den vergangenen Jahren regelmäßig zu medienpolitischen und anderen Gesprächen, auch und insbesondere im kleinen, recht trauten Kreis bei Interessen- und Gesprächsvermittler Wolfgang Rosam, dessen Agentur nun Rosam.Grünberger Change Communications heißt – Grünbergers Frau ist seit 2013 Geschäftsführerin dort, die ehemalige JVP-Chefin ist neuerdings mit 25,1 Prozent an der Agentur beteiligt .

Richard Grasl plante den Job des ORF-Generalsekretärs auch formell wieder einzuführen, wenn er die ORF-Generalswahl am 9. August gewonnen hätte. Grünberger hätte wohl in dieses Jobprofil gut gepasst. Bis auf den Umstand, dass Grünberger Kommunikationswissenschaft und nicht Jus studiert hat – laut Grasl sollte der Generalsekretär Jurist sein. (fid, 13.9.2016)