Wien – Uschi Lichtenegger steht an einer Kreuzung im Volkertviertel in der Wiener Leopoldstadt. Vor dem Zebrastreifen macht sie sich klein. "Wenn bis hierher die Autos parken", deutet sie auf eine Stelle links von ihr, "übersehen die Fahrer die Kinder und die Knirpse sehen nicht auf die Fahrbahn." Es passiere oft im Zweiten, dass die Haltelinie für parkende Autos zu knapp am Schutzweg gezeichnet wurde. An der Kreuzung Darwingasse und Vereinsgasse sei nun auf Drängen der Grünen "erstmals ein sicherer Schulweg" entstanden, erzählt die grüne Spitzenkandidatin.
Das Volkertviertel ist für die Bezirksrätin vor allem ein Schulviertel. Mehrere Volksschulen, Gymnasien und die Neue Mittelschule finden sich dort. Die Kreuzungen seien noch ein Problem. "Wir bleiben aber dran", sagt Lichtenegger. Man wolle "die beste Schule für jedes Kind in der Leopoldstadt". Auf Bezirksebene hieße das zu sanieren. Jede Schule solle Garten und Schulbeete haben, die Eltern sollen in Entscheidungen einbezogen werden.
So sei dies auch im Nordbahnviertel passiert. Ein Plan für den dortigen Schulcampus liege vor. "Die Schule wird dort so gebaut, wie wir sie uns vorstellen." Und das ist eine gemeinsame Schule, mit ganztägigem Betrieb, die nicht in einem "Molochgebäude" liegt, sondern auf die Kinder zugeschnitten ist.
20 Kindergartengruppen, 22 Volksschulklassen, eine Neue Mittelschule und Fachmittelschule sowie die Musikschule Leopoldstadt werden einziehen. "Qualität braucht eben Zeit", reagiert Lichtenegger, selbst Mutter dreier Kinder, auf Kritik, dass der Bau zu lange dauern würde.
Gegen "Krankjammern"
Die Bezirksvertretungswahl sei eine "Richtungsentscheidung" für die Leopoldstadt, sagt Lichtenegger: "Wollen wir konstruktive Zusammenarbeit oder ein Krankjammern des Bezirks? Ein Miteinander oder Gegeneinander?", spricht sie das Rennen um Platz zwei an. Bei der Wahl im Oktober lagen die Grünen um nur 21 Stimmen vor der FPÖ. Das Ziel sei es, den Vorsprung deutlich zu machen und weiter die zweite Bezirksvertreterstellvertreterin zu stellen. Der Job schaffe Kontrolle und Transparenz.
Praterstern umgestalten
Im Match mit der FPÖ prallen vor allem die Vorstellungen zum Praterstern aufeinander. Alkoholverbot ja oder nein? "Nicht durchsetzbar", ist die Antwort der Grünen. Man könne nicht so einfach trennen, welcher Wirt ausschenken darf, welcher nicht oder wer konsumieren darf.
Lichtenegger setzt eher auf eine erhöhte Anwesenheit von Sozialarbeitern. Es könne nicht die Drogenpolitik der Stadt sein, Menschen von einem Ort an den nächsten zu verscheuchen. Der Praterstern sei zudem ein "sozialer Treffpunkt". Dass der Platz von vielen nicht angenommen wird, liege an dessen Gestaltung. "Er hat Ecken, wo sich Menschen nicht wohlfühlen, das sollte nirgendwo so sein." Eine Umgestaltung müsse her: "So wie am Karlsplatz."
Beim Alten solle hingegen alles bei den Grünflächen in Augarten, Prater und am Donauufer bleiben, und das ohne Konsumzwang. Dort gebe es "Begehrlichkeiten", etwas zu bauen. "Es braucht nicht überall eine Champagnerlounge." (Oona Kroisleitner, 13.9.2016)