Grafik: der Standard

Der MX-5 ist der meistverkaufter Roadster der Welt.

Foto: Andreas Stockinger

160 PS leistet der Vierzylinder im MX-5.

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Krähwinkel/Küstenland – Japans Sonderbotschafter für Lebensfreude, schmuck und passend gewandet steht er vor uns. Rot wie die aufgehende Sonne in Japans Nationalflagge. Eine Grußbotschaft der Sonnengöttin Amaterasu an alle Söhne und Töchter der Sonne.

Der offene Aggregatzustand steht dem MX-5 am besten. Die Frage, wie rasch sich das Dach öffnen oder schließen lässt, beantwortet sich folgendermaßen: so schnell man will oder kann. Unter den manuell zu bedienenden Textilverdecken ist das hier mustergültig einfach zu handhaben. Mit noch weniger Verrenken als bisher.
Foto: Andreas Stockinger

Spezialisierung und Fokussierung sind Teil des Mythos unserer schnelllebigen Tage. Dementsprechend ist der MX-5 im Kapitel Lebensfreude speziell für die Facette Fahrspaß zuständig. Der Neue hat sein Profil entscheidend nachgeschärft. Himmel, was für eine lässige Kiste, was für ein lustiges Teil! Es beginnt damit, dass man nach all den SUVs, die die Lande überfluten, erleichtert aufatmet – endlich wieder einmal ebenerdig wohnen. Genau genommen hat man gut eine Handbreit zwischen Popsch und Asphalt, typische MX-5-Arbeitsverhältnisse also.

Kürzer und leichter

Schon äußerlich gibt sich der Mazda noch knackiger als bisher, zehn Zentimeter kürzer und mit so schmalen Leuchteinheiten vorn, dass man fast an die Klappscheinwerfer der ersten Generation erinnert wird. Und überhaupt ist dies ein nach geradezu klassischem Reinheitsgebot gebrauter Roadster. Vorn lenken, hinten antreiben, Saugmotor, 6-Gang-Schaltung. Der MX-5 ist nicht nur kürzer, sondern auch 100 kg leichter als der Vorgänger, der auch schon kein Schwergewicht war. Mit ihm kann man Haken schlagen. "Muss das sein?!", zürnt die Beifahrerin nach abruptem Richtungswechsel in eine rechts abgehende Zielstraße, "ja, es muss sein", denkt man beiläufig, zumal gerade null Verkehr herrscht, und genießt das kokette Schwanzeln des Hecks, setzt aber schuldbewusst reuige Miene auf.

Das Heck ist nicht nur schön anzusehen, es lässt sich auch lustig fahren.
Foto: Andreas Stockinger

Der Genuss steht erst recht im Vordergrund, wenn man ein natürliches Habitat wie die Turrach hochfährt. Historiker würden finden, es sei alles zufriedenstellend verlaufen und einen Punkt dahinter setzen. Doch dies sind die Ereignisse, die in Gestalt so eines Punktes zusammengefasst werden: Der MX-5 lässt sich fast mit dem Gaspedal lenken (jedenfalls kann das unser Driftchampion Guido). Die Lenkung selbst ist präzise und direkt. Die sechs Gänge klackt man genussvoll hinein, mit extrem kurzen Schaltwegen.

Spaßgenerator

Brav dreht die 160-PS-Maschine hoch, bleibt dabei allerdings stets sittsam beim Spritkonsum – 7,3 l / 100 km ergaben sich im Testbetrieb, allerhand. Und wenn das jetzt nicht brachiale Gewalten freisetzt oder klingt wie Porsche oder Ferrari, dann leitet das über zum vielleicht größten Vorzug dieses Spaßgenerators: dem Preis-Leistungs-Verhältnis.

Nirgendwo kriegt man einen so rassigen Roadster um so wenig Geld. Alle Gegner spielen preislich in einer ganz anderen Liga. Wenn zwei Sitzplätze reichen und man sich gepäckmäßig zu beschränken weiß, wird man kein faireres Angebot finden, und kommen Sie uns jetzt nicht mit dem L-Wort. Lotus Elise. Viel teurer. Vergleichbar mag neuerdings der Fiat 124 Spider sein (140 PS, ab 27.490 €), aber das ist nix anderes als ein: richtig, MX-5 mit Italo-Designretuschen. Abarthig? Ja, auch.

Nirgendwo kriegt man einen so rassigen Roadster um so wenig Geld.
Foto: Andreas Stockinger

Wo wir grad vom Platz reden. Der Kofferraum schluckt: zwei schlanke Sporttaschen, 130 Liter. Das Handschuhfach ist: nicht vorhanden. Fachl in der Mittelkonsole: zweimal Schlüsselbund, Kuli, Garagenöffner. Zwischen den Sitzen/ Überrollbügeln: Ja, da passt ein bisserl was rein. Und die Handys verstauen wir vor dem Schaltknüppel oder in den Türgriffen.

Aber was reden wir denn da? Wen kümmert schon das Zeugs? Die nächste Kurve ruft! Der Spätsommer meint es gut mit uns. Amaterasu lacht vom Himmel, zaubert Sonne aufs Haupt und ins Herz. Morgens lassen wir die Fenster oben, so ein Nacken wird mit den Jahren immer empfindlicher; kaum Wind in der Stube. Später lassen wir die Fenster runter; da zieht's dann ordentlich.

Der MX-5 ist ein Roadster auf den Punkt gebracht. Kein Wunder, wenn er vor kurzem die Millionenmarke geknackt hat. Meistverkaufter Roadster der Welt. Leistbar. Lustig. Lebensfreudig. (Andreas Stockinger, 17.9.2016)