ÖBV-Kapitän Thomas Schreiner spielte eine sehr gute Partie, machte 18 Punkte. Es reichte nicht für einen Sieg.

Foto: APA/Fohringer

Teamchef Kestutis Kemzura nahm seine Spieler mit ernstem Blick in die Pflicht. Es reichte nicht für einen Sieg.

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Schwechat – Die Hoffnungen waren groß. Nach einer 61:75-Heimniederlage gegen die Niederlande rückt die Qualifikation für die EM 2017 für Österreichs Basketball-Nationalteam wieder in die Ferne.

Ein Blick über die Grenzen nach Den Haag. "Papa, werd ich auch einmal so ein Riese wie du?" Das fragt ein Kind seinen Vater. Ein Foto zeigt die beiden vor einer Messlatte stehend. Der Vater misst 1,90 Meter, der Bub 1,25 Meter. Daneben titelte die Zeitung "Algemeen Dagblad" einmal: "Unsere Männer messen durchschnittlich 1,84 Meter, unsere Frauen 1,71 Meter. Wir sind das größte Volk der Welt."

Die Niederländer sind die größten Menschen im OECD-Schnitt und es ist also auch kein Zufall, dass es unter den Körben statistisch gesehen mehr Ausreißer in lichte Höhen gibt. Die hünenhaften Inside-Spieler machten Österreich schon im Auswärtsspiel in Leiden das Leben schwer, am Rebound war man deutlich unterlegen. "Es ist ein wichtiges und möglicherweise entscheidendes Spiel für beide Teams", sagte Teamchef Kestutis Kemzura. Die Gruppe B in der EM-Qualifikation ist die spannendste. In keiner der sieben Gruppen haben bereits alle Teams zumindest eine Niederlage einstecken müsen. Kemzura gab wieder dem ehemaligen Belgien-Legionär Enis Murati den Vorzug vor Joey Shaw. Es darf nur ein eingebürgerter Spieler eingesetzt werden.

Auf den Kampf um die abspringenden Bälle war Österreich besser eingestellt, dafür haperte es in der Verteidigung. Nach einem klassischen Fehlstart (3:9 nach drei Minuten), erfing sich das ÖBV-Team und gewann das erste Viertel dank Dreiern von Kapitän Thomas Schreiner und starken individualen Aktionen von Lamesic/Mahalbasic mit 23:21.

Der Anfang vom Ende

Im zweiten Viertel wurde das Spiel härter, die Niederländer schnalzten in der Verteidigung einige Male ordentlich rein. Foulpfiffe? Fehlanzeige. Österreich fand auf dem Weg zum Korb immer wieder den freien Dreierwerfer und traf auch. Eine gute Antwort. Halbzeitstand: 38:39.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit lief im Prinzip alles anders. Nämlich anders als erwünscht. Es wirkte, als hätten Österreichers Basketballer Bleigewichte in den Schuhen. Schwerfällig wurde ein unerfolgreicher Angriff nach dem anderen vorgetragen. Die Niederländer verwandelten auch schwierige Würfe. Österreichs Leerlauf dauerte mehrere Minuten. Fatal. Und Kemzura nahm in dieser Phase nur eine Auszeit. Die Flügelspieler Anton Maresch und Enis Murati waren ebenso abgemeldet wie die noch in der ersten Halbzeit treffsicheren Schreiner und Romed Vieider. Von den Innenspielern kamen mit Ausnahme von Rasid Mahalbasic keine Impulse. Die Wurfquote war unterirdisch.

Und sie blieb es auch. Im Schlussviertel probierte es gar Mahalbasic, offen gelassen, mehrfach aus der Distanz. Backsteine, Bricks, wie man im englischen Fachjargon sagt. Mit dem Rückstand verlief sich Österreichs Spiel nun zunehmend in Einzelaktionen. Noch sechs Minuten auf der Uhr: 49:60. Man suchte vergeblich Mitspieler, denen irgendetwas zu gelingen vermochte. Und man fiel zurück in alte Muster, agierte unkontrolliert. Teamchef Kemzura hielt es schon lange nicht mehr auf seinem Sessel, er gab dem Team ein klares Konzept für diese EM-Quali. Davon war erstmals nichts mehr zu sehen. Mit einem Schreiner-Dreier zum 52:62 keimte noch einmal Hoffnung auf, die Niederländer antworteten eiskalt aus der Distanz. Die vernichtenden Zahlen: Nur acht von 25 getroffene Dreier, 40 Rebounds für die Niederländer, nur 23 für Österreich. Die Niederländer waren körperlich stärker, das ÖBV-Team musste um jeden Punkt raufen.

Gescheitert ist man in der EM-Qualifikation aber noch nicht. Der Irrwitz ist nämlich, dass Deutschland nach drei Verlängerungen in Dänemark verlor. Eine Jahrhundert-Niederlage. Und das gegen den bis Samstag sieglosen Zwerg nach drei Verlängerungen und ingesamt 55 Spielminuten mit 102:106 (92:92, 84:84, 73:73, 37:48). Die Entscheidung fällt für Österreich in den abschließenden Auswärtsspielen in Deutschland (Mittwoch, 19.30 Uhr in Bamberg) und am Samstag in Dänemark (17.30 Uhr). (Florian Vetter, 10.9.2016)

Basketball EM-Qualifikation, Gruppe B

Österreich – Niederlande 61:75 (38:39)

Beste ÖBV-Werfer: Mahalbasic 19, Schreiner 18

Dänemark – Deutschland 106:102 (92:92,84:84,73:73,37:48) n.V.

Tabelle:

1. Niederlande 4 3 1 +33 312:279 – 7 Punkte
2. Deutschland 4 2 2 +21 335:314 – 6 Punkte
3. Österreich 4 2 2 + 7 281:274 – 6 Punkte
4. Dänemark 4 1 3 -61 318:379 – 5 Punkte