Es ist ein Nebenaspekt im derzeit wieder einmal schwelenden Konflikt zwischen den Spitalsärzten und ihrem Arbeitgeber, dem Krankenanstaltenverbund – aber er ist bezeichnend. Weil ja hinter diesem KAV in Wahrheit die Stadt Wien steht und damit die zuständige Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely, ist natürlich auch diese im Fokus der arbeitszeitlichen Empörung der Ärztekammer. Wie sich diese Empörung dann aber manifestiert, lässt tief blicken. Der verbale Bihänder ist schnell ausgepackt, es wird mit persönlichen Untergriffen gekämpft, die nicht nur auf die Politikerin zielen – sondern vor allem die Frau treffen sollen.

So wusste kürzlich ein nicht näher genannter "Insider" aus dem Spitalswesen dem "Kurier" zu berichten, dass der Ausgangspunkt des ganzen Schlamassels um die Ärztearbeitszeit Wehselys "Machtbewusstsein" sei. Früher, ja, da habe es noch einen KAV-Direktor gegeben, mit dem habe man reden können. Aber Wehsely habe ja unbedingt, gegen den Widerstand des Wiener Bürgermeisters (das auch noch!), einen ihr genehmen Nachfolger eingesetzt, der sinngemäß, wie sie, Ärzte nicht leiden könne. Passend war der Bericht dann auch noch mit einer Fäuste ballenden Wehsely illustriert.

Das ist eine uralte männliche Strategie, der sich Wehselys Gegner da bedienen, und es ist schon ein bisschen lähmend, dass sie in manchen Bereichen offenbar immer noch funktioniert. Die "machtbewusste Frau" als Ursache allen Übels, der Mann, der auf ihrer Seite steht, ihr Hampelmann, den die Böse manipuliert. Das ist im Fall von Udo Janßen, dem "nassforschen" KAV-Chef, besonders lächerlich – aber keine Sorge, dieses Attribut teilt er sich ja eh auch mit seiner Chefin.

Man stelle sich vor, Wehsely wäre ein Mann mit tiefer Stimme: Da hätte das Adjektiv "machtbewusst" gleich einen ganz anderen, strahlenderen Klang.

Könnten die Ärztevertreter bitte bei der Sache bleiben – und zum Beispiel erklären, warum sie etwa das aktuelle Gesprächsangebot der Stadträtin nicht annehmen? Geht es den Herren da etwa gar um eine kleine männliche Machtdemonstration? Nicht doch. (Petra Stuiber, 9.9.2016)