Hannes Arch: "Ich versuche, Grenzen zu verschieben, weiter zu gehen, den Horizont zu erweitern. Dieses Urgefühl steckt in mir."

Foto: APA/RED BULL AIR RACE/ANDREAS KO

"Ich glaube, dass die Geschwindigkeit, mit der wir uns heute bewegen, nicht für uns Menschen gemacht ist", sagte Hannes Arch vergangenen April. Weder die Geschwindigkeit beim Autofahren noch jene des Internets. Auch nicht jene beim Fliegen. Der Steirer war einer der besten Kunstflugpiloten und Rennflieger der Welt. Donnerstagnacht ist er bei einem Transportflug im Großglocknergebiet in Kärnten mit einem Hubschrauber abgestürzt. Er wurde 48 Jahre alt.

Virtuose des Extremsports

Arch war nicht nur Kunstflieger und Pilot, sondern auch leidenschaftlicher Kletterer, Paragleiter und Basejumper. "Sport ist einfach meine Passion", sagte er einmal. Im Jahr 2000 gelang ihm als erstem Menschen ein Basejump von der Eiger-Nordwand aus 1.800 Metern Höhe. Im selben Jahr startete und landete er mit einem Paragleiter auf einem Heißluftballon – ein Stunt mit Weltrekord. Sechs Jahre später sicherte er sich die Goldmedaille bei der FAI-Kunstflug-Weltmeisterschaft im Freestyle. Ein Virtuose des Extremsports, der zur selben Zeit bereits ein Unternehmen für Filmproduktionen und Stunt-Koordination hochgezogen und einen internationalen Wettbewerb für Paragleiter initiiert hat.

Geboren wurde Arch 1967 in Leoben. Er wuchs in der Gemeinde Trofaiach im obersteirischen Bergland auf und machte bereits mit 16 Jahren den österreichischen Flugschein für Sonderpiloten. Drei Jahre später durfte er sich staatlich geprüfter Berg- und Skiführer nennen. Anschließend studierte er Sportwissenschaften und lehrte Sportklettern an der Universität Graz. "Ich bin nicht nur passionierter Tourengeher, sondern auch leidenschaftlicher Bergsteiger und Kletterer. Was mich daran fasziniert ist, dass ich dort bei mir sein kann."

Das Spiel des Lebens

Im Jahr 2007 stieg Arch als Rennpilot beim Red Bull Air Race ein. Sein erstes Rennen gewann er ein Jahr später in Budapest in seiner erst zweiten Saison. "Genau das ist dein Traum als Rennpilot – zu gewinnen", sagte er damals. 2008 gewann er als erster Europäer die Weltmeisterschaft. "Sein furchtloser Rennstil erschütterte die gesamte Flugwelt und änderte die Dynamik des Sports", heißt es auf der Website des Red Bull Air Race.

In den drei darauffolgenden Air Race-Serien (2009, 2010 und 2014) sicherte sich Arch jeweils den Titel des Vizeweltmeisters. Heuer lag er nach sechs von acht Rennen auf dem dritten Rang. "Ich versuche immer wieder, Grenzen zu verschieben, weiter zu gehen, den Horizont zu erweitern. Dieses Urgefühl steckt in mir. Das Interessante ist, sich damit auseinanderzusetzen. Mit dem Körper, mit dem Geist, mit dem Unvermögen, mit der Gefahr, das Spiel des Lebens zu spielen." (Katharina Siuka, 9.9.2016)