Wien – FPÖ-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer stellt sich gegen den Vorschlag von Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) zur Unterbringung von Flüchtlingen auf Inseln außerhalb Europas. "Meine Begeisterung hält sich sehr in Grenzen", sagte Hofer dem deutschen Nachrichtenmagazin "Stern" vom Donnerstag. Die Idee von Kurz gehe zu weit, so Hofer: "Ich glaube, das ist eine Maßnahme, die – um es diplomatisch auszudrücken – überzogen ist."

Kurz hatte – wie auch die FPÖ-Partnerpartei Alternative für Deutschland (AfD) – vorgeschlagen, das australische Modell zu übernehmen und Geflüchtete bis zur Entscheidung über ihre Asylanträge auf Inseln in fremdem Staatsgebiet zu internieren. Das Modell wird von Menschenrechtlern als inhuman kritisiert.

"Falsch verstandene Menschlichkeit"

In dem Interview schlägt Hofer allerdings vor, am Weg von Libyen aus dem Meer Gerettete nicht nach Italien zu bringen. "Man darf nicht durch falsch verstandene Menschlichkeit Signale setzen, um noch mehr Menschen zu motivieren, sich auf den gefährlichen Weg übers Meer zu machen", sagte Hofer. Man soll die Menschen in das Bürgerkriegsland Libyen zurückbringen.

Weiters betonte der FPÖ-Kandidat seine Ablehnung des Flüchtlingsabkommens der EU mit der Türkei. Die mit der EU ausgehandelte, bisher nicht umgesetzte Visumsfreiheit für türkische Staatsbürger werde künftig von drei Millionen Syrern dazu genützt, einen türkischen Pass zu bekommen und damit in die Europäische Union weiterzureisen. Dies habe ihm "der Regierungschef eines EU-Mitgliedslandes" gesagt, dessen Namen er nicht verraten dürfte, sagte Hofer.

In dem Gespräch mit dem deutschen Magazin betonte Hofer, er wolle sein mögliches Amt als Bundespräsident besonnen und verantwortungsvoll ausüben. Der Satz, der im Wahlkampf für Aufregung gesorgt hatte – "Sie werden sich wundern, was alles gehen wird" –, sei nicht als Andeutung auf breite Machtausübung gemeint gewesen. "Der Satz war einer der kapitalsten Fehler in meinem Wahlkampf", klagte Hofer. (APA, 8.9.2016)