Die PlayStation 4 Pro hat kein UHD-BR-Laufwerk, dem neuen Format droht ein schnelles ende.

Foto: Sony

Elektronikriese Sony hat am Mittwoch eine schlanke Version der Playstation 4 und ein neues Konsolen-Zugpferd, die Playstation 4 Pro vorgestellt. Diese bringt ein deutliches Hardware-Upgrade mit und soll die Plattform bereit machen für 4K-Inhalte und Fortschritte in puncto Spielegrafik.

Nichts geändert hat sich allerdings am Laufwerk, was ziemlich bemerkenswert ist. Denn bislang hat Sony noch mit jeder Playstation-Generation ein neues Format gepusht und zu seinem Erfolg beigetragen. Das Auslassen eines Laufwerks für das neue UltraHD-Blu-ray-Format (UHD-BR) für Filme mit 4K-Auflösung könnte nun zum Todesstoß für selbiges werden.

Traditionsbruch

Die erste PlayStation (1994) brauchte ein CD-ROM-Laufwerk mit. Ihr Nachfolger diente anno 2000 vielen Spielern gleichzeitig auch als Abspielgerät für Filme auf DVD. Die PlayStation 3 (2006) und die PlayStation 4 (2013) brachten Blu-ray-Support mit.

Seitdem ist die UHD-BR marktreif geworden. Sie erhöht die Maximalauflösung speicherbarer Filme auf 4K (3.840 x 2.160 Pixel), unterstützt eine Reihe neuer technischer Standards wie HDR und erhöht die Speicherkapazität auf bis zu 100 GB.

Fehlstart für neue Scheibe

Dabei steht der Start des neuen Formats ohnehin unter keinem guten Stern, seitdem Streaming-Anbieter wie Netflix, Hulu und Amazon Prime Video weltweit immer mehr Kundschaft anlocken. Wie eine STANDARD-Analyse ergab, lagen die Top-Ten-Verkäufe der konventionellen Blu-ray erst 2015 über jenen von DVDs.

Gleichzeitig sind die Verkäufe beider Formate allerdings rückläufig, während das Angebot an UHD-BRs immer noch winzig ist. Auf Amazon.com werden aktuell 73 Filme und Serien gelistet, die auf 4K-Scheiben erhältlich sind – gerade einmal 30 mehr als noch im März.

Sony glaubt an Streaming

Sony selbst ist Teil des Blu-ray-Konsortiums, welches das UHD-BR-Format entwickelt hat. Dass man die neuen Datenträger mit der PlayStation 4 Pro nicht unterstützt, kann nicht nur auf Kostengründe zurückzuführen sein. Denn Microsoft liefert die Xbox One S sehr wohl mit einem solchen Laufwerk aus. Die Ironie daran: Zu Xbox-360-Zeiten versuchte Microsoft im Wettstreit mit Sonys PS3 noch den Blu-ray-Konkurrenten HD-DVD durchzusetzen. Nun ist Microsofts neue Xbox vielleicht das wichtigste Zugpferd für die neue Blu-ray-Generation.

Denn Sony dürfte selbst massive Zweifel an der Zukunft der neuen Scheibe haben. Wie der Konzern gegenüber dem Guardian erklärt, bewegen sich die Kunden weg von phsysischen Speichermedien und hin zu Streaming-Lösungen. Dementsprechend will man dazu beitragen, dass möglichst viele Video-on-Demand-Anbieter über die PlayStation 4K-Inhalte zugänglich machen. Ein zuvor in Branchenkreisen spekuliertes Firmware-Update, das die PS4 Pro doch noch zum UHD-Blu-ray-Player macht, werde es nicht geben.

Video: Die Xbox One S ist derzeit einer der günstigeren UHD-Blu-ray-Player. Fraglich, ob nun ausgerechnet Microsoft das neue Blu-ray-Format durchsetzen kann.
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Selbsterfüllende Prophezeihung

Damit droht eine selbsterfüllende Prophezeihung: Dass die PlayStation 4 Pro ohne UHD-BR-Support auskommt, könnte dem jungen und bereits strauchelnden Format endgültig den Todesstoß versetzen. Denn damit entgeht ihm eine potenzielle Konsumentenbasis von Millionen an Playstation-Käufern.

Die wenigen erhältlichen Player bewegen sich zudem im Preisbereich von 300 Euro und mehr, was selbst zusätzlich zu einem 4K-Fernseher eine beachtliche Investition ist. Sony wird voraussichtlich erst 2017 ein erstes Abspielgerät auf den Markt bringen. So liegen für die UHD-Blu-ray derzeit alle Hoffnungen in Microsofts neuer Xbox One S. Gleichzeitig setzt aber auch Microsoft bei seinem Videoangebot stark auf Streaming-Dienste, die für die Masse an Kunden langfristig wohl durchsetzen werden. Und für echte Cineasten mit High-end-Fernsehern und Surround-Systemen und ohne spielerische Ambitionen erweisen sich UHD-Blu-ray-Player-Spezialisten aufgrund technischer Einschränkungen bei der Xbox One S derzeit noch als die beste Wahl. Groß dürfte diese Zielgruppe jedoch so oder so nicht sein. (gpi, 09.09.2016)