Wien – Zehn in Österreich tätige Nachwuchsforscher erhalten je einen hoch dotierten Förderpreis des Europäischen Forschungsrats (ERC). Sie gehören zu den insgesamt 325 Wissenschaftern, die einen mit bis zu 1,5 Mio. Euro dotierten Starting Grant für fünfjährige Grundlagenforschungsprojekte bekommen. Dieses Ergebnis der aktuellen Antragsrunde gab der ERC am Donnerstag bekannt.

In Summe schüttet der ERC in dieser Runde 485 Mio. Euro aus. Die meisten Starting Grants gingen an Wissenschafter in Forschungseinrichtungen in Deutschland (61), gefolgt von Großbritannien (59), Frankreich (46), Niederlande (29) und der Schweiz (20).

Geht man nach Nationalität der Preisträger, bekommen 15 Österreicher einen Starting Grant. Davon sind aber nur drei in Österreich tätig, die übrigen zwölf in ausländischen Forschungseinrichtungen.

Wie bereits bekannt war, gehen vier Starting Grants an Wissenschafter des Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg. Die Förderung erhalten der Computerwissenschafter Bernd Bickel, der Mathematiker Jan Maas, die Neurowissenschafterin Gaia Novarino und die Evolutionsbiologin Beatriz Vicoso.

Jeweils zwei Starting Grants gehen an Forscher der Universität Wien und der Technischen Universität (TU) Wien: An der Uni Wien wird sich der Mikrobiologe David Berry in seinem ERC-Projekt mit den Tausenden Mikroorganismen beschäftigen, die in enger Symbiose im Darm des Menschen leben. Der gebürtige Amerikaner sucht nach neuen Strategien, um dieses "Darmmikrobiom" gesundheitsfördernd zu modifizieren. Der österreichische Philosoph Georg Schiemer beschäftigt sich in seinem ERC-Projekt an der Uni Wien mit den Wurzeln des "Mathematischen Strukturalismus", der als zentrale Position in der modernen Philosophie der Mathematik gilt.

"Nano-Antennen" stehen im Mittelpunkt des erst seit wenigen Monaten an der TU Wien tätigen Schweizers Silvan Schmid. Bestrahlt man diese winzigen Antennen mit Licht, kommt es zur Wechselwirkung zwischen drei Arten von Schwingungen: der mechanischen Vibration der Antennen, den kollektiven Schwingungen der Elektronen im Material und der elektromagnetischen Schwingung des Lichts. Die Hoffnung ist, damit hochsensible Sensoren zu entwickeln. Der gebürtige Bulgare Tenio Popmintchev wechselt in Kürze von der University of Colorado in Boulder (USA) an das Institut für Photonik der TU Wien. In seinem ERC-Projekt geht es um die Erzeugung ultrakurzer Röntgenpulse, mit denen man atomare Prozesse auf Skala von Attosekunden oder gar Zeptosekunden messen kann.

An der Universität Innsbruck wird sich der Tiroler Experimentalphysiker Gerhard Kirchmair in seinem ERC-Projekt mit supraleitenden Schaltkreisen beschäftigen. Supraleitende Quantenbits zählen zu den vielversprechendsten Technologien für Anwendungen in der Quanteninformationsverarbeitung.

Schließlich geht ein Starting Grant an die Medizinische Universität Wien. Dort wird sich Stephane Ciocchi vom Institut für Kognitive Neurobiologie des Zentrums für Hirnforschung in seinem ERC-Projekt mit den für Emotionen verantwortlichen neuronalen Schaltkreisen im Hippocampus beschäftigen. (APA, red, 8. 9. 2016)