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Sieben Prozent haben die Aktien von Vimpelcom an der New Yorker Börse am Dienstag vorübergehend verloren. In Moskau war zuvor der Konzernchef unter Korruptionsverdacht geraten.

Foto: Reuters/Maxim Shemetov

Die Aktionäre reagierten geschockt: An der New Yorker Technologiebörse Nasdaq, wo die Papiere des russischen Mobilfunkbetreibers Vimpelcom gelistet sind, setzte es heftige Abschläge. Um sieben Prozent gaben die Aktien am Dienstag im vorbörslichen Handel nach. In der vergangenen Woche hatte der von dem russischen Oligarchen Michail Fridman kontrollierte Konzern noch zu den großen Gewinnern gezählt, nachdem die EU-Kommission ein Joint Venture mit Hutchison zum Betrieb eines Mobilfunkanbieters in Italien abgesegnet hatte.

Schlechte Nachrichten aus Moskau verdarben den Händlern nun die Kauflaune. Das russische Ermittlungskomitee hat den Generaldirektor Michail Slobodin ins Visier genommen. Der 43-Jährige soll in eine Bestechungsaffäre um den Gouverneur der russischen Teilrepublik Komi, Wjatscheslaw Gaiser, verwickelt sein. Die Ermittler haben Slobodin zur Fahndung ausgeschrieben.

Dienstreise in Frankreich?

Slobodin hat wegen der Affäre bei Vimpelcom seinen Rücktritt eingereicht, sich aber bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert. Gegenüber russischen Medien gab er an, auf einer Dienstreise in Frankreich zu sein, er werde jedoch bis Ende der Woche nach Moskau zurückkehren, um sich den Fragen der Ermittler zu stellen, versicherte er. Bei Vimpelcom soll er durch den Norweger Kjell Morten Johnsen ersetzt werden.

Die Vorwürfe stehen dabei gar nicht in Zusammenhang mit dem Mobilfunkbetreiber selbst. Vielmehr geht es um Slobodins Tätigkeit in der Renova-Holding des in der Schweiz ansässigen Oligarchen Wiktor Wekselberg. Slobodin leitete von 2003 bis 2011 dessen Energieholding KES (inzwischen in T Plus umbenannt) und hat bis heute einen Vorstandsposten in dem Unternehmen inne.

Schmiergeldvorwurf

Der Energieversorger soll die Führung Komis geschmiert haben, damit diese für das Unternehmen angenehme Strompreise in der Teilrepublik durchsetzt. Insgesamt geht es um umgerechnet gut elf Millionen Euro.

Gaiser sitzt wegen der mutmaßlichen Annahme von Bestechungsgeldern seit 2015 in U-Haft, am Montag wurden zwei Topmanager von T Plus festgenommen. Zudem durchsuchte das Ermittlungskomitee sowohl die Büros von T Plus als auch der Muttergesellschaft Renova. Renova-Sprecher Andrej Storch erklärte, der Konzern sei auf eine "konstruktive Zusammenarbeit" mit den Behörden ausgerichtet. Branchenkenner sehen die Affäre aber auch als ernsten Warnschuss für Wekselberg. (André Ballin aus Moskau, 7.9.2016)