Nicht nur in Salzburg ein wichtiger Mann: Valon Berisha.

Foto: APA/AFP/Nukari

Turku – Valon Berisha hat sich am Montagabend in Turku in die Geschichtsbücher eingetragen. Mit seinem Ausgleichstreffer per Elfmeter sicherte der Salzburg-Profi dem Kosovo beim 1:1 gegen Finnland im Rahmen der WM-Qualifikation den ersten Punkt im ersten offiziellen Pflichtspiel. Dabei wusste der 23-Jährige Stunden vor dem Anpfiff noch nicht einmal, ob er überhaupt zum Einsatz kommen wird.

"Es ist ein sehr gutes Gefühl, ich habe davon geträumt, ein Tor für den Kosovo zu erzielen", sagte Berisha nach dem Schlusspfiff. Nachdem Teamkollege Bernard Berisha im Strafraum zu Fall gebracht wurde, trat der Mittelfeldmann in der 60. Minute an und verwertete mit einem Schuss ins Kreuzeck. "Ich war sicher, dass ich treffe", meinte der in Malmö geborene und in Norwegen aufgewachsene Sohn einer Emigrantenfamilie.

Erst Montagnachmittag hatte Valon Berisha neben fünf weiteren Spielern von der Fifa die Bewilligung erhalten, am Abend einlaufen zu können. 20 Länderspiele hatte er zuvor für Norwegen bestritten, regelmäßig stand er im Aufgebot der Skandinavier. "Alles was ich erreicht habe, verdanke ich Norwegen", hatte Berisha vor dem Spiel in Finnland betont. Nach längerer Nachdenkphase habe er sich aber für Kosovo entschieden. Sein Bruder Veton (22) spielt indes weiter für Norwegen.

Der große Jubel

Nach Berishas Ausgleich war der kosovarische Jubel auf dem Spielfeld und der Betreuerbank groß. Danach waren die Gäste dem Sieg sogar näher als die Finnen, die durch Paulus Arajuuri (18.) in Führung gegangen waren. In Gruppe I der Qualifikation für die Endrunde in Russland 2018 liegt Kosovo nach der ersten Runde gleichauf mit den Gegnern, da auch die übrigen Begegnungen zwischen Kroatien und der Türkei bzw. der Ukraine und Island mit 1:1 endeten.

Für das seit Mai 210. Fifa-Mitglied geht es nun am 6. Oktober gegen Gruppenfavorit Kroatien weiter. Das Heimspiel werden die Kosovaren im albanischen Shkodra bestreiten. Im seit 2008 unabhängigen Kosovo gibt es keine für internationale Partien taugliche Spielstätte. Es darf aber davon ausgegangen werden, dass in Albanien die Unterstützung für das Team von Trainer Albert Bunjaki groß sein wird.

Jubel über den nächsten Schritt, als eigenständige Nation international wahrgenommen zu werden, herrschte natürlich auch im politischen Lager. "Generationen von Spielern fühlen sich so stolz nach Jahrzehnten der Isolierung", schrieb Kosovos Staatspräsident Hashim Thaci auf Twitter. Regierungschef Isa Mustafa meinte: "Wir haben uns als wertvolles Team bei internationalen Wettbewerben bewiesen."

Nachsitzen lohnt sich

In Skodra gelang Albanien am Dienstag in den Nachtragsminuten des Tags zuvor abgebrochenen Qualifikationsmatches gegen Mazedonien noch der Siegestreffer. Bekim Balaj traf in der 89. Minute zum 2:1-Heimerfolg des EM-Teilnehmers. Am Vortag war die Partie in der 79. Minute beim Stand von 1:1 wegen eines Unwetters unterbrochen worden, es konnte danach nicht mehr weitergespielt werden.

In Gruppe G schlossen die Albaner damit zu den Favoriten Spanien und Italien auf. Das Trio hält nach der ersten Runde bei jeweils drei Zählern. (APA; 6.9.2016)