Ein türkischer Panzer bei der Rückkehr von einem Einsatz gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" an der Grenze zu Syrien unweit von Elbeyli in der Region Kilis.

Foto: AFP / Bülent Kilic

Ankara/Athen – Zum ersten Mal seit drei Jahren hat die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) keine direkte Landverbindung mehr zur Außenwelt. Mit der Öffnung einer zweiten Angriffslinie weiter im Westen warf die türkische Armee am vergangenen Wochenende die Milizen zurück, offenbar ohne auf größeren Widerstand zu treffen. Der IS hatte 2013 nach und nach größere Teile der syrischen Grenzgebiete zur Türkei erobert.

Dies hatte den Strom ausländischer Jihadisten zum IS und die Rekrutierung von Kämpfern in den türkischen Städten erleichtert, ebenso wie die Versorgung verwundeter IS-Kämpfer in türkischen Spitälern und – mutmaßlich – den Transport von Waffen und Munition.

Auf der knapp 100 Kilometer langen Linie zwischen den syrischen Grenzstädten Jarablus und Azaz platzierte Ankara nun Kämpfer der mit ihr verbündeten Freien Syrischen Armee (FSA). Die Einnahme von Azaz und eines kleinen Teils der Dörfer östlich von der Stadt hatte die Türkei bereits im Frühjahr organisiert.

Kurden gebremst

Mit ihrer Militärpräsenz verhinderte die Türkei gleichzeitig eine weitere Ausdehnung der von den syrischen Kurden kontrollierten Gebiete. Die Kurden der PYD und deren Miliz YPG werden von Ankara ebenso wie der IS als Terroristen angesehen. Die YPG wird allerdings von den USA ausgebildet und unterstützt. Nach Angaben der Armee wurden am vergangenen Wochenende 20 Dörfer eingenommen, die vom IS kontrolliert worden waren. Die Terrormiliz zog sich weiter nach Südosten zurück.

Der türkische Staatschef Tayyip Erdoğan berichtete, er habe beim G20-Gipfel in China in Gesprächen mit seinen Amtskollegen Barack Obama und Wladimir Putin erneut auf die Einrichtung einer Flugverbotszone in Syrien gedrängt. Erdoğan stützte sich dabei auf den jüngsten Erfolg seiner Armee in Syrien. Eine solche Flugverbotszone könne im Verein mit der Anti-IS-Koalition geschaffen werden, sagte der türkische Präsident vor Medienvertretern. Syrische Flüchtlinge sollten dort angesiedelt werden. "Die syrischen Bürger in unserem Land und jene, die Syrien verlassen wollen, können jetzt eine Gelegenheit finden, friedlicher in ihrem eigenen Land und in ihren eigenen Häusern zu leben", erklärte Erdoğan.

Besuch von Hahn und Mogherini

Ankara hatte bei früheren Gelegenheiten bereits den Bau von neuen Städten in einer solchen "Schutzzone" auf syrischer Seite im Grenzgebiet angekündigt. Die Zone soll etwa 40 Kilometer tief in syrisches Gebiet reichen. Frühere Pläne der Türkei scheiterten aber daran, dass die USA und die Europäer nicht selbst in Syrien militärisch intervenieren und sich an einer Absicherung der Flugverbotszone beteiligen wollten. Ankara wiederum scheute in den vergangenen Jahren einen militärischen Alleingang in Syrien. Vor allem der Ausgleich der Türkei mit Russland, das den syrischen Präsidenten unterstützt, wendete aber das Blatt.

Am Freitag werden die EU-Außenpolitikbeauftragte Federica Mogherini und Erweiterungskommissar Johannes Hahn in Ankara erwartet. Dabei geht es um den Streit über den Wegfall der Visapflicht, die Zukunft des Flüchtlingsabkommens und den Krieg im Nachbarland Syrien. (mab, Reuters)