Wehe eine Katalanin oder ein Katalane hört Sie, wenn Sie von Barcelona als Ihrer spanischen Lieblingsstadt schwärmen! Der Teil mit dem Schwärmen geht ja in Ordnung – aber Spanien? Bitte? Hallo?! Geht's noch?
Aber lassen wir andere über politische Verortungen streiten, machen wir lieber mit Daniel César Martín Brühl einen Spaziergang. Ja, der Nämliche. Der Schauspieler, der in "Good Bye, Lenin!" seine Mutter zur Närrin hielt, in "Inglorious Basterds" Soldaten abknallte und in "Rush" Niki Lauda besser spielte als dieser sich selbst.
Brühl wurde als Sohn einer Spanierin in "Bartselohna" geboren, verbringt viel Lebenszeit in dieser Stadt und liebt sie. Und zwar so sehr, dass er ihr sogar ein Buch widmete. Mit Günter Schilhan wurde jetzt auch eine TV-Doku daraus.
Von Sonnenaufgang bis Sonnenaufgang flaniert Daniel vom Tibidabo runter ins Viertel Sarrià-Sant Gervasi, schlendert rüber nach Gràcia, betet Gaudí in der Sagrada Família an und zecht durchs nächtliche Raval.
Natürlich darf auch eine Wallfahrt zum örtlichen Fußballverein nicht fehlen. Nein, Hans Krankl, der zwischen 1978 und 1980 für "Batzellona" spielte, huldigt er nicht. Dafür umso mehr der toten Legende Johann Cruyff und dem noch sehr lebendigen Lionel Messi.
Lauter stimmungsvolle Bilder, untermalt von wohltemperierter Gitarrenmusik mit iberischem Touch. Und doch: So richtig warm ums Herz wird einem nicht. So überzeugend Brühl als Schauspieler sein kann, als Fremdenführer bleibt er zu verschlossen – fast so, als ob er "seine" Stadt eigentlich gar nicht herzeigen möchte. Wahrscheinlich freut er sich darauf, das nächste Mal wieder ohne Kamera bei Manel auf eine Paella reinschneien zu dürfen. (Gianluca Wallisch, 5.9.2016)