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Anthony Loyd auf einem 2014 veröffentlichten Archivbild.

Foto: AP/Times, Ben Gurr

London – Ein im Jahr 2014 in Syrien entführter und gefolterter britischer Journalist hat seinen mutmaßlichen Peiniger auf einem Video wiedererkannt, das diesen als einen von den USA unterstützten Rebellenkämpfer zeigt. Anthony Loyd schrieb am Samstag in der "Times", er sei "einigermaßen überrascht" gewesen, das "Gesicht des jüngsten Verbündeten Amerikas" im Kampf gegen die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" in Syrien zu sehen.

Loyd war 2014 gemeinsam mit dem Fotografen Jack Hill von Rebellen verschleppt worden, als beide nach einem Einsatz in Syrien zurück in die Türkei wollten. Während der Gefangenschaft wurde Loyd zweimal ins Bein geschossen, beide Männer wurden nach gescheiterten Fluchtversuchen zudem brutal geschlagen. Sie kamen schließlich auf Anordnung eines örtlichen Rebellenkommandos frei.

Auf Facebook entdeckte Loyd nun nach eigenen Angaben Videoaufnahmen, die seinen Peiniger Hakim Abu Jamal zeigen. Darin hantiert dieser mit einer Kalaschnikow und feiert den Sieg der von den USA unterstützten Rebellengruppe "Erstes Regiment" (al-Fawj al-Awwal) in der Grenzstadt Al-Rai. "Es war das Gesicht eines Mannes, den ich zuletzt im Mai 2014 gesehen habe, als er sich vorbeugte, um mir aus nächster Nähe zweimal in den linken Knöchel zu schießen", schrieb Loyd. Um ihn herum hätten Schaulustige zugesehen.

Er sei von seinem Peiniger als CIA-Spion bezeichnet worden, berichtete Loyd. "Nun scheint es so, als arbeite er selbst mit ihnen zusammen."

Keine Antwort von der US-Armee

Die US-Armee reagierte laut "Times" in den vergangenen Tagen nicht auf eine Anfrage der Zeitung, wie es sein könne, dass "so ein bekannter Entführer mit Verbindungen zu Extremisten die US-Sicherheitskontrollen besteht".

Die Grenzstadt Al-Rai war in der Vergangenheit auch vom IS als Durchgangspunkt benutzt worden, Mitte August eroberten syrische Rebellen sie zurück. Verkündet hatte das damals unter anderen Ahmad Othman, Kommandant der von der Türkei unterstützten Rebellengruppe Sultan Murad. Wenige Tage später eroberten diese Rebellen Jarablus vom IS zurück und stießen anschließend zügig voran. Unterstützt wurden sie vom türkischen Militär sowie von Luftangriffen der US-geführten Militärkoalition gegen den IS.

Auch am Samstag rollten türkischen Staatsmedien zufolge erneut mindestens 20 türkische Panzer und Truppentransporter über die Grenze nach Al-Rai. Kommandant Othman sagte dazu, seine Rebellengruppe sei derzeit "an zwei Fronten in Al-Rai positioniert". Von da aus würden die Kämpfer weiter in Gebiete vorstoßen, die jüngst vom IS befreit wurden. Die Türkei hatte in der vergangenen Woche in Nordsyrien die Offensive "Schutzschild Euphrat" begonnen, die sich vor allem auch gegen die dort kämpfenden Kurden richtet. (red, APA, AFP, 3.9.2016)