Statt des Pressefoyers setzt Bundeskanzler Kern auf neue Kommunikationsformate, darunter einen Kanzlerblog.

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Die Regierung habe keine Geschichten mehr, sie habe die digitale Entwicklung verschlafen, Heinz-Christian Strache hingegen würde die Medienmacht Facebook besser nutzen, sagte der Chefredakteur von "Krone.at" in einem Interview mit dem Magazin "Fleisch". Teilt der FPÖ-Chef etwa einen Beitrag der "Krone", steigert er auch deren Reichweite. Ein "Doppelspiel", das dem Boulevard gefällt.

Man könnte meinen, Kern hat sich diese Worte zu Herzen genommen, als er auf Facebook einen "New Deal" für Journalisten ankündigte: Statt des Pressefoyers soll es neue Kommunikationsformate geben, darunter einen Kanzlerblog. Bruno Kreisky führte das Pressefoyer zu einer Zeit ein, als es kaum Pressekonferenzen gab. Jeder Journalist konnte auf Augenhöhe Fragen stellen. Ähnlich ist es im Internet heute. Jeder kann Fragen stellen. Entscheidend ist, damals wie heute, online wie offline, was man daraus macht.

Das Pressefoyer einfach ins Netz zu verlagern, wäre jedenfalls keine gute Idee. Ein Blick auf "Tweetbites" der vergangenen Tage. Kern, neuerdings mit verifiziertem Twitter-Account, unterhält sich über die Sängerin Courtney Love. "Eine Ikone", twittert er.

Kerns Reaktion auf einen Tweet mit einem Ausschnitt aus seiner Diplomarbeit: "Ich war jung und brauchte das Geld oder wie einen die Vergangenheit einholt und man trotzdem nichts bereut". Ein Kolumnist scherzt: "Wenn ich groß bin, werd ich auch Kanzler!" Darauf ebendieser: "Wenn ich 2026 dann im "Kurier" über wirklich interessante Sachen schreiben darf". Halt, Kanzlerschaft bis 2026? Wie gut, dass Politik kein Zwitscherrennen ist. (Sabine Bürger, 3.9.2016)