Jennifer Weist, Sängerin von Jennifer Rostock.

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Heutzutage als Band einen Hit zu landen ist schwieriger geworden denn je. Jennifer Weist ist es diese Woche gelungen. Die großflächig tätowierte und von metallischem Verzierungstand vielerorts perforierte Sängerin der Band Jennifer Rostock ist zwar nicht in den Charts, doch ihr gelang ein Hit in den sozialen Medien. Es ist ein Wahlkampflied "für" die rechtsextreme Alternative für Deutschland, die AfD. Doch eine Empfehlung kann man es beim schlechtesten Willen nicht nennen.

Der Anlass für das Lied ist die am Sonntag in Mecklenburg-Vorpommern stattfindende Landtagswahl. Man fürchtet, die offen mit der NPD flirtende AfD könnte über 20 Prozent kommen, möglicherweise sogar stärker als die CDU werden. Das wollen Angela Merkel und Sigmar Gabriel mit persönlichem Einsatz abwehren, und das hat auch Jennifer Weist auf den Plan gerufen.

Rene Müncheberg

Schon der Name ihrer 2007 gegründeten Band Jennifer Rostock verweist auf Wurzeln im deutschen Osten. Die 29-jährige Sängerin wuchs in Zinnowitz auf und will verhindern, dass in Deutschland oben rechts Rechts ganz oben landet.

Diese Haltung hat bei Weist Geschichte, sie gilt als beherzte Linke, die sagt, was sie denkt. In ihrer Musik schlägt sich das in Titeln wie Wir sind alle nicht von hier nieder. Knackig formuliert, formal seit der Neuen Deutschen Welle als eingängig erwiesen. In Deutschland kennt man sie zudem als Jurorin diverser Musikshows und als Moderatorin beim Musiksender Deluxe Music.

In ihrem Online-Song tut Weist nicht viel mehr, als das Programm und das Weltbild der AfD musikalisch aufzubereiten. Das aber dermaßen erfolgreich, dass das auf der Facebook-Seite von Jennifer Rostock veröffentlichte Video am Donnerstag schon über zehn Millionen Zugriffe registrierte und 170.000-mal geteilt wurde.

Zu einer Klaviermelodie singt Weist Sätze wie "Bist du alleinerziehend und willst nicht, dass der Staat dich unterstützt, dann wähl die AfD. Willst du 'ne Steuerpolitik, die nur den Großverdienern nützt, dann wähl die AfD." Sie vergleicht die Instrumentalisierung von Ängsten mit Deutschland im Jahr 1933 und schließt im Refrain: "Aber nur die dümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber."

Das kann man auch als Ösi mit Gewinn anschauen, denn für eine bei uns gültige Version muss man bloß den Metzger in Fleischhauer ändern. (Karl Fluch, 1.9.2016)