Alpbach – Auch bei den Finanzmarktgesprächen wird in Alpbach darüber diskutiert, inwieweit die Digitalisierung dem Kapitalismus zusetzen wird. Massive Jobverluste durch die Ausbreitung neuer Infomationstechnologien und eine zunehmende Monopolisierung erforderten eine Umorientierung hin zu Grundeinkommen und Gratisleistungen des Staates etwa bei Bildung und Gesundheit, erklärte der prominente Journalist und Autor Paul Mason. Beim von vielen angesichts aufstrebender Apps und IT-Konzerne ausgerufenen Gold-Rush vermag er das Gold nicht zu erkennen.

Das Problem sei, dass die Preise für IT – von Software über Speicherung bis hin zu Transaktionen – gegen null gingen. Die hohe Marktkapitalisierung der Platzhirsche Google, Apple oder Facebook sei nur zu halten, wenn einer den anderen auffresse.

Stärkung des Unternehmertums

Im Unterschied zu Mason sieht Andreas Kirchschläger keine Anzeichen vom Ende des Kapitalismus. Der Enkel des früheren Bundespräsidenten Rudolf Kirchschläger und Leiter der Schweizer Foundation for Ethics in Globalization glaubt eher an eine Stärkung des Unternehmertums. Durch freien Informationszugang könnten Millionen Menschen an den Finanzmärkten aktiv werden. Plattformen wie die Vermietungs-App Airbnb beflügelten den kapitalistischen Geist. Der Fahrerdienst Uber sei geradezu ein Beispiel, wie man korruptionsanfällige Taxikonzessionssysteme aufbreche und Transparenz erhöhe. Der leichtere Zugang zu wirtschaftlicher Aktivität dank freien Informationszugangs verbessere auch die Nutzung von Eigentum.

Allerdings müsse das Verhältnis zwischen Staat und Marktwirtschaft geklärt werden. Kirchschläger plädiert für mehr Eigenverantwortung und gegen die Vorstellung des passiven Menschen, der vom Staat versorgt wird. Seine Botschaft: "Den Kapitalismus für tot zu erklären ist so alt wie der Kapitalismus selbst." (as, 2.9.2016)