Der Almkanal, hier bei der jährlichen Reinigung, genannt Abkehr, ist Mitteleuropas ältester Wasserstollen. Die Erweiterung der Mönchsbergarage könnte den historischen Tunnel gefährden, sagen Gutachter.

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Salzburg – Die von SPÖ und ÖVP betriebene Erweiterung der Salzburger Mönchsberggarage auf rund 2000 Stellplätze könnte komplizierter werden als bisher angenommen. Bereits vergangene Woche präsentierte jene Bürgerinitiative, die gegen den Ausbau kämpft, ein geologisches Gutachten. Kern der Expertise: Der Zufahrtstunnel für den Garagenbau könnte den historischen Almkanal gefährden und diesen sogar zum Einsturz bringen.

Der zwölf Kilometer lange Almkanal von der Königsseeache zur Salzach ist der älteste mittelalterliche Kanal Mitteleuropas. Sein Wasser wird heute noch genutzt – unter anderem zur Kühlung der Festspielhäuser. Ursache der Gefährdung sei die geologische Besonderheit des Mönchsberges: Das zerklüftete Konglomerat ist tunnelbautechnisch schwierig.

Die Probleme seien bekannt, aber beherrschbar, heißt es dazu von der Parkgaragengesellschaft.

Bisher nur eine Bohrung

Dass dies vielleicht doch nicht so einfach ist, zeigt eine andere Expertise: Im Akt befindet sich eine geotechnische Beurteilung des Projektes durch ein Salzburger Ziviltechnikerbüro. Auftraggeber war die Almkanalgenossenschaft selbst. Diese dem STANDARD vorliegende Expertise hat vor allem die im Auftrag der Garagengesellschaft erstellten Gutachten beurteilt. Fazit: Die bis dato durchgeführten Untersuchungen seien unzulänglich. Man habe bisher nur eine Bohrung durchgeführt, wird kritisiert.

Erst durch weitere Aufschlussbohrungen "könnte auch ein räumliches Bild der möglichen offenen Klüfte erhalten werden". Die Experten warnen vor "schwacher Konglomerierung" und "damit einhergehenden Spülverlusten".

Die Behörde hat den Unsicherheiten jedenfalls schon Rechnung getragen. Das wasserrechtliche Verfahren wurde auf die zweite Septemberhälfte verschoben.

Noch keine Bewilligung

Ausständig ist übrigens auch noch die Entscheidung des Landes. Dieses hat als Oberbehörde die Flächenwidmung zu genehmigen. Dem Vernehmen nach spießt es sich hier vor allem an der für den Garagenbau vorgeschriebenen "adäquaten" Reduktion von Stellplätzen an der Oberfläche. Im räumlichen Entwicklungskonzept ist dies zwingend vorgeschrieben. SPÖ und ÖVP wollen aber oberirdisch nicht auf 650, sondern nur auf 125 Parkplätze verzichten. (Thomas Neuhold, 2.9.2016)