Kommentar von Chefredakteurin Eva Komarek zur geplanten Einstellung. (Ausgabe vom 17. August).

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Wien – Die Mitarbeiter des "Wirtschaftsblatt" haben dem Mutterkonzern Styria am Mittwochnachmittag nach STANDARD-Infos eine Art Offert für die Fortführung der Zeitung geschickt. Am Dienstag hatte die Styria-Führung den Betriebsrat des Konzerntitels aufgefordert, ein Angebot zu legen.

Für diesen Freitag hat die Styria, Österreichs drittgrößter Medienkonzern, die Einstellung des "Wirtschaftsblatt" nach zwölf verlustreichen Jahren angekündigt. Auf Drängen der Mitarbeiter führte das Styria-Management doch noch weitere Gespräche mit potenziellen Investoren.

Das Interesse der Styria, das "Wirtschaftsblatt" zu verkaufen und als Mitbewerber im Qualitätsmarkt weiterzuführen, dürfte sich in Grenzen halten. Der Grazer Medienkonzern verkündete mit der Einstellung des "Wirtschaftsblatt", er konzentriere sich einerseits auf die "Kleine Zeitung", andererseits im überregionalen Markt auf "Die Presse". Die kündigte bei der Gelegenheit an, sie erweitere ihre Wirtschaftsberichterstattung. Logisches Ziel: bisherige Leser des "Wirtschaftsblatt" zu gewinnen, aber nur eine Zeitung mit einer Mannschaft zu produzieren und zu vertreiben.

Nach zunächst unbestätigten STANDARD-Informationen sind die Mitarbeiter inzwischen die letzten Gesprächspartner der Styria-Führung über das "Wirtschaftsblatt".

Zeit gewinnen

Die Mitarbeiter versuchen nun, die für Freitag geplante Einstellung zu verschieben und Zeit zu gewinnen. Für ein konkretes Angebot für das "Wirtschaftsblatt" bräuchten sie auch konkrete Zahlen zum Unternehmen vom Mutterkonzern.

Die Styria hielt jedenfalls bis Mittwochnachmittag am Einstellungstermin Freitag fest. In früheren Stellungnahmen argumentierte der Konzern in dem Zusammenhang mit rechtlich gebotenen Fristen.

Auch das Personenkomitee für die Fortführung der Wirtschaftszeitung verlangt von der Styria, die Einstellung bis Ende Oktober zu verschieben.

Sie hoffen dadurch ihre Chancen, das geplante Mitarbeiter-Buy-out zu finanzieren, zu verbessern. "Das Mitarbeiter-Buy-out ist die letzte Option für das 'Wirtschaftsblatt'", sagte die Sprecherin des Personenkomitees "Wirtschaftsblatt", Birgit Kraft-Kinz, am Mittwoch in Alpbach. Man habe das Styria-Management gebeten, ernsthaft zu überlegen, den Einstellungstermin 2. September zu überdenken. Bisher habe man darauf aber noch keine Antwort bekommen.

Das Mitarbeiter-Buy-out sei für das "Wirtschaftsblatt" wohl die letzte Chance, um weiterbestehen zu können. Dafür würden Investoren gebraucht. Der dafür notwendige Betrag wird vorläufig auf einen einstelligen mittleren Millionenbetrag geschätzt. (fid, APA, 31.8.2016)