Laut Arzt Christoph Zielinski "super beinand": Alexander Van der Bellen.

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Wien – Alexander Van der Bellen will die seit Monaten kursierenden Gerüchte ein für allemal aus der Welt schaffen. Der Bundespräsidentschaftskandidat hat der Austria Presse Agentur am Mittwoch deshalb Befunde aus einer vor wenigen Tagen am Wiener AKH erfolgten Untersuchung vorgelegt. Fazit: Der 72-jährige Raucher hat und hatte keinen Krebs.

"Der ist super beinand", sagt Krebsspezialist Christoph Zielinski, der ihn untersucht hat und von Van der Bellen von der ärztlichen Schweigepflicht entbunden wurde. "Ich kann mit an 100 Prozent grenzender Wahrscheinlichkeit ausschließen, dass der Herr Van der Bellen an irgendeiner Krebserkrankung laborieren würde." Das gelte für jetzt und auch für die Vergangenheit: "Der Mann ist gesund."

Wirklich eine herrliche Lunge

Der frühere Grünen-Chef sei fit und uneingeschränkt dazu geeignet, das Amt des Bundespräsidenten auszuüben, urteilt Zielinski. Auch für Langstreckenflüge und andere Strapazen, die das Amt mit sich bringe, gebe es keinerlei Bedenken. Van der Bellen sei in einem verblüffend guten Gesundheitszustand. "Er hat wirklich eine herrliche Lunge."

Van der Bellen wurde nach Angaben des Arztes wegen uncharakteristischer Schmerzen von einem auswärtigen Internisten an ihn überwiesen. Es folgten Labor- und Computertomografie-Untersuchungen von Lunge und Bauch, doch anhand der Befunde wurden keinerlei Hinweise auf bösartige Erkrankungen gefunden. Auch auf sonstige Spuren des Rauchens deute bei Van der Bellen nichts hin. Dennoch sagt Zielinski, der im ersten Wahlgang SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer unterstützt hatte, sich vor der Stichwahl dann aber hinter Van der Bellen stellte: "Ich empfehle jedem, das Rauchen zu lassen."

Auf Obamas Spuren

Man habe diesen Schritt aus Respekt gegenüber der Bevölkerung gewählt, um ihr Sicherheit bezüglich der Eignung des Kandidaten zu geben, aber auch um kursierenden Diffamierungen entgegenzutreten, sagte Van der Bellens Wahlkampfmanager Lothar Lockl. Vier Wochen vor der Stichwahl würden zunehmend Grenzen überschritten. Die FPÖ, deren Kandidat Norbert Hofer am 2. Oktober erneut gegen den ehemaligen Grünen-Chef antritt, bereite diesem Klima mit vielen abwertenden Äußerungen den Boden, kritisiert Lockl, der die in US-Wahlkämpfen übliche Veröffentlichung von Gesundheitsdaten als Vorbild für den in Österreich ungewöhnlichen Schritt nennt: "Was Obama kann, kann Van der Bellen schon lange."

Die Diffamierungen Van der Bellens hätten ein Ausmaß erreicht, das diesen Schritt notwendig gemacht habe, argumentiert Lockl im Gespräch mit dem STANDARD. Die Gerüchte über eine Erkrankung des Präsidentschaftskandidaten würden gezielt gestreut und verbreitet, "das darf nicht einreißen". Das Team von Van der Bellen hoffe nun auf Fairness, es liege auch an der FPÖ und deren Kandidat Norbert Hofer, hier Verantwortung zu zeigen und der "Sudelkampagne" gegen Van der Bellen Einhalt zu gebieten.

"Einen Riegel vorschieben"

Für Politikberater Thomas Hofer ist der Schritt Van der Bellens aus einer wahlkampftaktischen Sicht positiv. "Es ist richtig, dass man diesen Gerüchten einen Riegel vorschiebt." Ansonsten werde der Kandidat in der heißen Wahlkampfphase in persönlichen Gesprächen immer wieder darauf angesprochen und müsse reagieren. So könne Van der Bellen eine "Feuermauer" gegen schwelende Gerüchte aufbauen. Trotzdem bestehe natürlich bei Dirty Campaigning immer die Gefahr, dass man durch eine offizielle Reaktion den Personenkreis erweitere, der das Gerücht kennt.

Mit der Veröffentlichung seiner Befunde könne Van der Bellen natürlich keine FPÖ-Wähler überzeugen, sagt Hofer. "Das ist aber auch nicht das Ziel." Vielmehr wolle man Wähler der ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Andreas Khol (ÖVP) oder Irmgard Griss überzeugen. "Es kann aber auch Teil der Mobilisierung des eigenen Lagers sein", sagt Hofer. Indem man die Methoden der Gegner "aufdecke", könne man die negativen Emotionen der Van der Bellen-Wähler gegenüber der FPÖ bzw. deren Kandidaten Norbert Hofer schüren.

Politikberater: Präzedenzfall geschaffen

Grundsätzlich bedenklich für die politische Kultur findet es Politikberater Hofer aber, dass nun auch in Österreich der höchstpersönliche Lebensbereich von Politikern in der Öffentlichkeit thematisiert wird. "Van der Bellens Team schafft damit einen Präzedenzfall", sagt er. In den USA sei es bereits üblich, dass Kandidaten von Wahlen ihre Gesundheitsdaten veröffentlichen. "Es kann aber auch sein, dass ein Politiker später im Amt von einem Dachziegel getroffen wird." (APA, koli, völ, 31.8.2016)