Rom – Einen Tag nach dem Großeinsatz vor der libyschen Küste hat die italienische Küstenwache erneut tausende Menschen im Mittelmeer aus Seenot gerettet. Etwa 3.000 Personen seien am Dienstag in Sicherheit gebracht worden, teilten die italienischen Behörden mit. An den 30 Rettungseinsätzen unter Federführung der Küstenwache waren demnach mehrere Schiffe beteiligt.

Am Montag waren vor der Küste Libyens 7.000 Flüchtlinge aus Seenot gerettet worden. Damit war es einer der intensivsten Rettungstage der vergangenen Jahre. Derzeit wagen wegen des Sommerwetters und der ruhigen See wieder mehr Migranten in der Hoffnung auf ein besseres Leben in Europa die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer. In Italien sind damit binnen vier Tagen rund 13.000 Bootsflüchtlinge eingetroffen. Auch am Mittwoch werden wieder über tausend Menschen in Palermo erwartet.

Angespannte Lage auch auf griechischen Inseln

Auch auf den griechischen Ägäis-Inseln ist die Lage in den Flüchtlings- und Registrierungslagern (Hotspots) zunehmend angespannt. In den vergangenen 48 Stunden harrten dort insgesamt 12.200 Menschen aus. Die Lager auf Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos können aber eigentlich nur 7.450 Menschen aufnehmen.

Hunderte Migranten mussten am Mittwoch auf Lesbos im Freien verbringen, berichtete Reporter vor Ort am Mittwoch. Dies gelte auch für die Insel Chios, hieß es aus Kreisen der Küstenwache.

Seit Inkrafttreten des EU-Türkei-Deals Mitte März dürfen Schutzsuchende, die auf den Ägäis-Inseln ankommen, nicht länger aufs griechische Festland weiterreisen. Sie müssen den Ausgang ihres Asylverfahrens auf den Inseln abwarten, der Prozess gestaltet sich vor allem aufgrund fehlender Asylrichter aber sehr langsam.

In ganz Griechenland halten sich nach Angaben des Flüchtlingskrisenstabes vom Mittwoch rund 59.200 Menschen in Lagern, Registrierzentren und Wohnungen sowie Hotels auf. Viele von ihnen hoffen, trotz der Schließung der Balkanroute doch noch irgendwie nach Mitteleuropa zu kommen.

Nach Angaben des UN-Flüchtlingswerks kamen bisher im Jahr 2016 gut 270.000 Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa. Im Jahr 2015 waren es insgesamt mehr als eine Million. Den UN-Angaben zufolge starben oder verschwanden in diesem Jahr bereits mehr als 3.100 Menschen auf der Flucht im Mittelmeer. Damit hat sich die Opferzahl im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelt. (APA, 31.8.2016)