Touristinnen sollen keinen kurzen Kleider oder Röcke tragen, wenn sie in Indien unterwegs sind, meint der dortige Tourismusminister.

Foto: APA / AFP / MONEY SHARMA

Agra/Wien – Touristinnen in Indien sollten zu ihrer eigenen Sicherheit auf kurze Kleider und Röcke verzichten, sagte der indische Minister für Tourismus, Mahesh Sharma, laut Medienberichten am Sonntag in Agra – wo sich der Taj Mahal befindet – bei der Präsentation einer Broschüre mit Sicherheitstipps. Diese soll an Touristen auf indischen Flughäfen verteilt werden. Frauen sollten demnach nachts nicht ohne Begleitung unterwegs sein. "Die indische Kultur ist anders als die westliche", zitiert "The Times of India" den Minister.

In einer weiteren Passagen in der Broschüre wird laut der britischen Tageszeitung "Guardian" Touristinnen, die allein reisen, empfohlen, Kennzeichen oder Nummerntafel des benutzten Fortbewegungsmittels abzufotografieren und an Freunde zu versenden. Neben Tipps für Frauen sollen in der Broschüre auch Verhaltensregeln für den Besuch von Tempeln enthalten sein.

Weniger Touristinnen

Das Booklet mit Sicherheitshinweisen für Frauen gehört laut "Guardian" zu den Maßnahmen, mit denen die indische Regierung gegen die sinkende Zahl von Touristinnen vorgehen will; offenbar ein Resultat aus der im Jahr 2012 bekanntgewordenen brutalen Gruppenvergewaltigung an einer Studentin sowie zahlreicher weiterer bekanntgewordener Fälle von Vergewaltigungen und sexuellen Übergriffen in dem Land – auch an Touristinnen. Medienberichten zufolge werden in Indien täglich 92 Frauen vergewaltigt, wobei die Dunkelziffer weit höher eingeschätzt wird.

Auch auf der Webseite des österreichischen Außenministeriums sind unter den Reiseinformationen zu Indien Tipps für Frauen zu finden: "Da Frauen in Indien relativ häufig das Ziel von Gewalt sind, wird ihnen von Alleinreisen abgeraten. (...) Touristinnen berichten immer wieder von Belästigungen; es kam in Einzelfällen auch zu gewalttätigen Übergriffen. Frauen sollten daher (...) einen eher konservativen Kleidungsstil wählen, bei dem Arme und Beine bedeckt sind."

"Keine Regeln aufgestellt"

Nachdem ihm Täter-Opfer-Umkehr vorgeworfen wurde und seine Aussagen dafür kritisiert wurden, Frauen Vorschriften machen zu wollen, was sie zu tragen und wie sie sich zu verhalten hätten, sagte Sharma am Sonntagnachmittag: "Wir haben keine Regeln aufgestellt, was Frauen tragen oder nicht tragen sollen. Wir bitten sie, vorsichtig zu sein, wenn sie abends ausgehen."

Der Minister hatte schon im vergangenen Jahr Kritik geerntet, als er über Frauen, die abends ausgehen, gesagt hatte: "Das mag woanders in Ordnung sein, aber es ist nicht Teil der indischen Kultur."

Auf Twitter meldeten sich am Sonntag und Montag auch Sharmas politische Kontrahenten sowie Journalisten zu Wort:

(cmi, 30.8.2016)