Die deutsche Baumarktkette Hornbach übernahm nur einen Baumax-Standort und griff auch bei Praktiker nicht zu.

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STANDARD: Hämmern, schrauben und sägen Sie selbst in Ihren eigenen vier Wänden – oder überlassen Sie das lieber anderen?

Hornbach: Man hat ja verschiedene Lebensphasen. Meine Phase des Hämmerns und Schraubens ist abgeschlossen. Jetzt sind meine Kinder dran. Aber ich bin Bauingenieur – ich weiß, worum es sich dreht.

STANDARD: Heimwerker werden weniger. Nicht einmal jeder zehnte Häuslbauer legt selbst Hand an, außer vielleicht ein bisserl ausmalen ...

Hornbach: Der Bedarf an mehr Raum und besseren Eigenheimen wächst ungebrochen. Viele Menschen sind jedoch nicht mehr in der Lage, Do-it-yourself in des Wortes Sinn durchzuführen. Das wird sich künftig noch ein wenig verschlimmern. Deswegen bieten wir Gesamtprojekte an.

STANDARD: Sind die eigentliche Zielgruppe Ihrer Branche nicht die Profihandwerker, die pfuschen?

Hornbach: Den Begriff Pfusch gibt es bei uns in Deutschland nicht. Sie meinen Schwarzarbeit? Das ist für uns keine Vokabel. Sie ist auch zu gefährlich. Wird etwas kaputt, bleibt man auf dem Schaden sitzen. Viele lassen sich aber von Freunden oder Nachbarn helfen. Und es gibt zunehmend kleine Betriebe, die mehrere Gewerke anbieten und vielseitig agieren.

STANDARD: Österreichs Baumarkthandel ist in der Hand deutscher Ketten. Tickt der österreichische Heimwerker ähnlich wie der deutsche?

Hornbach: Ich sehe keine großen Unterschiede. Aber es überrascht uns, dass wir in unterschiedlichen Ländern gut ankommen. Offenbar passt das Kernkonzept.

STANDARD: Ist Österreich für Hornbach wie ein zusätzliches Bundesland?

Hornbach: Es ist für uns eine eigene Region und hat einen eigenen Einkauf.

STANDARD: Ihr Mitbewerber Baumax ist zerschlagen worden, Praktiker pleitegegangen. Macht das mitunter nicht ein wenig Angst?

Hornbach: Nein. Es war völlig klar, dass es bei Praktiker knallen muss. Das hätte ich Ihnen schon vor zehn Jahren vorhersagen können, auch wenn ich den genauen Zeitpunkt nicht wusste. Damals wollte es niemand hören.

STANDARD: Was lief falsch?

Hornbach: Praktiker ist nicht organisch, sondern durch unzählige Akquisitionen gewachsen. Da hat nichts zum anderen gepasst. Es gab Phasen, in denen jährlich der Vorstandsvorsitzende wechselte. Man hat mit der Expansion nach Osteuropa eine Riesenstory aufgebaut, die Umsätze nach oben gepusht – und das hat die Investoren überzeugt. Aber die Sonderaktionen verlaufen sich. Sie sind wie eine Droge, deren Dosis man immer wieder erhöhen muss. Und irgendwann ist Schluss. Und auch Baumax hat sich übernommen: Der Konzern hat Expansionsprogramme veröffentlicht, da ging es um 30 neue Standorte in einem Jahr. Unglaublich! Und all diese Standorte waren nicht gut genug.

STANDARD: Warum sind Sie nie dem Reiz großer Expansion erlegen?

Hornbach: Es ist unglaublich verführerisch. Man muss sich schon sehr zusammenreißen, um dem Reiz eines schnellen Wachstums nicht zu erliegen. Aber ich kenne kein einziges Beispiel, wo eine Fusion im Einzelhandel wirklich gelungen wäre. Wir selbst müssen nicht in allen Ländern sein – wir sind mit konservativer Finanzierung und kompromissloser Standortauswahl immer gut gefahren.

STANDARD: Das Gros der Baumax-Standorte in Österreich hat sich Ihr Rivale Obi geschnappt. Sie haben lediglich einen übernommen ...

Hornbach: Wir kaufen keine Filialketten. Wir hätten in Deutschland ganz Praktiker übernehmen können. Aber dann hätten wir jetzt ein Problem. Die Standorte erfüllen unsere Kriterien nicht, machen viel geringere Umsätze pro Quadratmeter. Hätten wir die Ramschläden alle aufgemöbelt, wären sie zu teuer geworden, wir hätten Verluste gemacht. Zwei Kulturen passen nicht in ein Unternehmen.

STANDARD: Hornbach notiert an der Börse. Ihre Konkurrenz muss sich weit weniger in die Karten blicken lassen. Haben Sie den Börsengang als Familienkonzern je bereut?

Hornbach: Die Transparenz ist ein Nachteil. Andererseits ist sie auch ein internes Fitnessprogramm, da alle auf unsere Zahlen blicken.

STANDARD: Kingfisher hat 2014 sein Aktienpaket an Hornbach an Ihre Familie zurückgegeben. Sie ist wieder Herr im eigenen Haus. Warum bissen sich die britischen Investoren an Hornbach die Zähne aus?

Hornbach: Kingfisher hätte ja bleiben können, wir sind auch nicht verfeindet. Aber sie haben gehofft, dass wir sie in die Lage versetzen, ihren Anteil vergrößern zu können. So hatten sie 25 Prozent und nichts zu sagen. Irgendwie passt das nicht zusammen.

STANDARD: Wie diszipliniert man eine wachsende Familie?

Hornbach: Wir haben eine Familientreuhand mit knapp 40 Gesellschaftern. Es sind alles Familienmitglieder, zum Teil schon aus der nächsten und übernächsten Generation. Das ist ein fester Pool. Und wir haben Vorkehrungen getroffen, damit die beherrschende Mehrheit im Konzern nicht aufgegeben werden kann.

STANDARD: Gibt es die Band Herzblut mit Ihnen als Drummer noch? Man hört, Sie gaben bei "Highway to Hell" von AC/DC gern den Takt vor.

Hornbach: Ich mach' gern Musik. Die Band gibt es noch, allerdings ohne mein Mitwirken. Die Band ist ehrgeizig, da sind die Ansprüche hoch. Jede Woche zu proben bekomme ich zeitlich nicht hin. (Verena Kainrath, 29.8.2016)