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Die peruanische Aktivistin Hilaria Supa wehrt sich gegen die Diskriminierung der indigenen Bevölkerung in ihrem Land.

Foto: REUTERS/PILAR OLIVARES

In Lima gingen Mitte August rund 50.000 Menschen auf die Straße, um gegen die anhaltende Gewalt an Frauen zu protestieren. Ungeklärte Frauenmorde, häusliche Gewalt und strukturelle Diskriminierung insbesondere der indigenen Bevölkerung: FrauenrechtsaktivistInnen haben in den vergangenen Jahren nicht nur in Peru, sondern in zahlreichen lateinamerikanischen Staaten die Kultur des Machismo und die Untätigkeit der staatlichen Behörden angeprangert.

Hilaria Supa Huamán ist eine jener peruanischen Aktivistinnen, die sich für Frauenrechte und die Rechte der indigenen Bevölkerung starkmachen. Während der Amtsperiode Alberto Fujimoris, der Peru bis 2000 regierte, wurden zehntausende Frauen im Rahmen eines Programms zur Geburtenkontrolle ohne ihre Zustimmung sterilisiert. Hilaria Supa sammelte gemeinsam mit NGOs Berichte von Betroffenen, um die Öffentlichkeit mit einem umfassenden Bericht zu informieren, und setzte sich für eine Entschädigung ein. Opfer waren überwiegend Quechua sprechende Frauen, die in ländlichen Regionen in Armut lebten.

Die eigene Sprache sprechen

Als Hilaria Supa 2006 ins peruanische Parlament gewählt wurde, war sie die erste Abgeordnete, die ihren Eid in Quechua ablegte – was für heftige Kritik sorgte. Quechua zählt ebenso wie Aymara zu den Sprachen der marginalisierten indigenen Bevölkerung in Peru. Aufgewachsen bei den Großeltern, die als landwirtschaftliche Hilfsarbeiter für Großgrundbesitzer in der Region Cusco tätig waren, prägten die frühen Erfahrungen sozialer und sexistischer Diskriminierung ihr späteres politisches Engagement. "Ich bin nicht in einer Partei zur Rebellin geworden. Ich habe Diskriminierung erfahren, einfach weil ich eine arme, Quechua sprechende Bäuerin bin", sagte sie der Nachrichtenagentur IPS.

Bereits als Kind und Jugendliche arbeitete sie in der Landwirtschaft und später als Haushälterin. Ihr Ehemann starb jung bei einem Unfall, Supa hatte als alleinerziehende Mutter für den Unterhalt ihrer Familie zu sorgen. Dennoch schloss sie sich politischen Gruppen an, organisierte Essensausgaben für Kinder und hielt verschiedene Workshops für Quechua-Frauen. Als Parlamentsabgeordnete wurde Hilaria Supa, die selbst keine Formalbildung erhalten hat, zur Vorsitzenden der Bildungskommission gewählt. Die langjährige Kämpferin für eine bessere Bildung von Frauen und der indigenen ländlichen Bevölkerung trotzte den Attacken ihrer GegnerInnen. Eine lokale Zeitung druckte sogar ein Foto ihres Notizblocks, auf dem einige Rechtschreibfehler zu sehen waren. "Ich bin eine Aktivistin, die für die Rechte der armen bäuerlichen Bevölkerung kämpft. Diesen Abschluss gibt es nicht an Universitäten", sagt Hilaria Supa. (Brigitte Theißl, 29.8.2016)