Mailand – Die italienische Bank-Austria-Mutter Unicredit kommt offenbar dem Verkauf ihrer Beteiligung in Polen näher. Laut "Financial Times" ist der teilstaatliche polnische Versicherer PZU zuversichtlich, bis Ende Oktober die Beteiligung der Unicredit an der Bank Pekao zu übernehmen. Während die PZU drei Milliarden Euro zahlen wolle, verlange die Unicredit 3,5 Milliarden, so die Zeitung.

Die Unicredit hält 40,1 Prozent an der zweitgrößten polnischen Bank, an der Börse ist die Beteiligung 3,1 Milliarden Euro (13,3 Milliarden Zloty) wert. UniCredit braucht nach Schätzungen bis zu neun Milliarden Euro frisches Kapital, um die Eigenkapitalquote auf ein Niveau zu heben, das den Anforderungen der Investoren entspricht – Ende Juni lag die Kapitalquote bei 10,33 Prozent.

Im Stresstest Ende Juli hatten nur fünf von 51 geprüften Banken schwächer abgeschnitten. Auch Unicredits neuer Chef Jean-Pierre Mustier wolle den Deal abschließen, bevor er im November die neue Strategie seines Hauses bekannt gibt, so die "FT". Mustier hat bereits 1,1 Milliarden Euro Kapital aufgebracht, indem er Anteile an Pekao und an der Onlinebank Fineco verkauft hat.

Übernahme ohne Frankenkredite

Laut polnischer Zeitung Dziennik Gazeta Prawna" will die PZU auch gemeinsam mit der größten polnischen Bank PKO für die Polen-Tochter der Raiffeisen Bank International (RBI), die Polbank, bieten. Das Institut soll ohne Frankenkredite übernommen werden – die RBI hat sich bereits mit dem polnischen Regulator darauf geeinigt, die Frankenkredite auszugliedern. Laut Zeitungsbericht würde die PKO das Leasinggeschäft der Polbank übernehmen, zitiert der "Börse Express".

Das Interesse der PZU an der Polbank ist schon länger bekannt. Die staatlich kontrollierten polnischen Finanzinstitute unterstützen eine Kampagne der Regierung, mehr Finanzinstitute unter polnische Kontrolle zu bringen. Der polnische Staat hält 35 Prozent an der PZU, die 2015 die Alior Bank gekauft hat. (APA, 29.8.2016)