Die Fensterscheiben der Hofburg scheppern vom Bass, anstelle von Kugelschreibern und Luftballons werden Tattoo-Aufkleber und Bio-Eistee an die Besucher verteilt. DJ Kamikaze steht am Mischpult und versucht auch diejenigen zum Tanzen zu bringen, die nur wegen Alexander Van der Bellen gekommen sind.

derStandard.at

Am Sonntag gestaltete die Wiener Technoszene den Wahlkampf des Präsidentschaftskandidaten. Mit Kabarett, klassischer Musik und Livebands haben die Veranstalter von Techno-Partys das Zielpublikum im Gegensatz zum ersten "Presidential Rave" vor der Stichwahl erweitert. Mehrere Tausend hatten sich für diesen zweiten Rave auf Facebook angekündigt, sich aber gut vor den Bühnen an Donaukanal, Sigmund-Freud-Park, Stephansplatz, Stadtpark und Heldenplatz verstreut.

Unabhängige Bürgerbewegung "Gemeinsam für VdB"

Die Veranstalter, die sonst etwa den Donaukanal und das Fluc bespielen, haben sich zur unabhängigen Bürgerbewegung "Gemeinsam VdB" zusammengeschlossen, um Van der Bellen im Wahlkampf zu unterstützen – lediglich logistisch sei man am Sonntag von den Grünen unterstützt worden.

Ein VdB-Fan bekennt sich mit Tattoo zum Aufrubbeln.
Foto: derstandard.at/fischer

Damit eine Veranstaltung in der Wiener Innenstadt mit überwiegend elektronischer Tanzmusik nicht den Geschmack des Kandidaten oder seiner potenziellen Wähler verfehlt, hatte sich Initiator Armin Gruber vorsorglich den Segen vom Wahlkampfteam geholt.

Van der Bellen im Techno-Getümmel

Tatsächlich hat sich Van der Bellen den Trubel um seine Person in der Innenstadt nicht entgehen lassen und ein Konzert von Clara Luzia und einen Auftritt von Josef Hader angeschaut, während er gleichzeitig bemüht war, den Selfie-Verpflichtungen nachzukommen.

Besonders gefreut habe er sich über das selbstständige Engagement "der jungen Leute". Auch die parteiübergreifende Unterstützung auf der Bühne durch die Wiener Gemeinderätin Tanja Wehsely (SPÖ) und den EU-Abgeordneten Othmar Karas (ÖVP) sei ein wichtiges Symbol.

Alexander Van der Bellen auf der Bühne am Heldenplatz mit Partyfinger.
Foto: derstandard.at/fischer

Für Karas sei es "eine Frage des Respekts vor dem Wahlergebnis vom 22. Mai, dass man am 2. Oktober Van der Bellen wählt". Wie auch Van der Bellen appellierte er an das überwiegend junge Publikum, auf keine EU-Austrittsverheißung hereinzufallen. Dazu sang man am Heldenplatz gemeinsam die Europahymne, ohne auf die "Schwestern" im Text zu vergessen. (Maria von Usslar, Christian Fischer, 28.8.2016)