Wien – Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) fordert, dass Flüchtlinge, die auf offenem Meer gerettet werden, künftig sofort zurückgebracht werden sollen. "Die Flüchtlinge sollten in sichere Herkunftsländer", sagte er im Interview mit der "Kleinen Zeitung" (Sonntag-Ausgabe). "Das ist vielleicht nicht immer leicht, aber vertretbar."

Gleichzeitig betonte er aber, dass dabei Standards einzuhalten seien. "Boote abzudrängen, Leute ihrem Schicksal zu überlassen, Lager zu bauen, wo sich Kinder verstümmeln, das ist mit dem europäischen Wertekanon nicht vereinbar", so der Bundeskanzler in Anspielung auf die australische Asylpolitik.

"Können keine Festung Europa bauen"

Kern will mehr Engagement zum Schutz der EU-Außengrenzen und gleichzeitig Hilfsprogramme in den Herkunftsländern der Flüchtlinge. "Wir können keine Festung Europa bauen und wegschauen, was an unseren Grenzen passiert." Hilfsprogramme und Aufnahmezentren in Nordafrika sollten "schneller kommen", so der Kanzler. "Alle Fluchtwilligen auf griechischen Inseln zu sammeln, wird auf Dauer nicht gehen."

Zuvor hatte Kern am Samstag bei einem Treffen mit Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel einen Flüchtlingsgipfel für September fixiert. Eingeladen werden sollen auch Regierungschefs von Slowenien, Kroatien und Bulgarien. Ob auch Ungarns Premier Viktor Orban eingeladen wird, war noch offen. Beraten werden soll bei dem Treffen vor allem über den Rückführungsdeal zwischen der Türkei und Griechenland. (APA, red, 28.8.2016)