"Unfassbar", sagt Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer.

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Monaco/Wien – Die Bundesliga und der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) haben die von der Europäischen Fußball-Union (Uefa) geplante Champions-League-Reform am Freitag heftig kritisiert. Ab der Saison 2018/19 erhalten die vier Topligen mehr Fixplätze für die Gruppenphase und werden noch mehr Prämien kassieren. Dies sei ein Kniefall vor den Branchenkaisern, sind sich in Österreich alle Beteiligten einig.

Die Bundesliga und der ÖFB äußerten sich am Freitagabend in einer gemeinsamen Stellungnahme. Von einer "Reform für und von den Topklubs in Europa" war da die Rede. "Ich habe kein Verständnis dafür, dass seitens der Uefa derartige Reformen ohne Information beschlossen werden, wenn dies zum Nachteil für die kleineren und mittleren Verbände ist", sagte ÖFB-Präsident Leo Windtner.

Der pure Kapitalismus

Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer äußerte sich ähnlich kritisch: "Unfassbar! Gesellschaftspolitisch wird immer von Umverteilung geredet, damit die Reichen nicht noch reicher und die Armen nicht noch ärmer werden."

Die vier Topnationen des Uefa-Nationenrankings bekommen demnach in zwei Jahren die Garantie, mit jeweils vier Klubs fix in der Königsklasse vertreten zu sein. Auch die Geldverteilung soll zugunsten historisch erfolgreicher Vereine verändert werden. So wird der Teamkoeffizient, den prominente Klubs wie CL-Rekordsieger Real Madrid und Bayern München anführen, mit 30 Prozent nun erstmals berücksichtigt, der sogenannte Anteil aus dem Market Pool für alle Vereine aus einem Land dagegen von 40 auf 15 Prozent reduziert.

Mit dieser Reform schwäche man einerseits die kleineren und finanzschwächeren Klubs. Andererseits "werden die großen Klubs gestärkt und bekommen noch mehr Geld, das ist Kapitalismus pur", sagte Ebenbauer im Gespräch mit der APA. "Fußball lebt ja vom Wettbewerb, aber diese Reform geht klar zulasten der mittleren und kleinen Verbände. Damit killt man den Wettbewerb."

Einen detaillierten Plan für die Neuverteilung der Startplätze will die UEFA aber erst im Dezember präsentieren, wie sie am Freitag im Vorfeld der Europa-League-Auslosung in Monaco mitteilte. Doch schon jetzt steht fest, dass sie auf Kosten der mittleren und kleinen Fußball-Länder wie Österreich geht, da künftig nur noch vier Plätze (bisher fünf) über den Meisterweg für die Champions-League-Gruppenphase ausgespielt werden. Dies verriet Uefa-Wettbewerbsdirektor Giorgio Marchetti bereits am Freitag.

Der Druck

"Es steht jedoch allein schon durch diese unterschiedlichen Zutrittsvoraussetzungen fest, dass die Schere zwischen den europäischen Klubs noch größer wird", meinten Liga und Verband in der Stellungnahme und verwiesen darauf, dass man in keiner Weise in den Reformprozess eingebunden gewesen sei.

Dabei erwarte der ÖFB, in derartige Themen transparent und mit einer klaren Vorgangsweise eingebunden zu werden. Windtner will dies auch im Rahmen des Uefa-Kongress im September in Athen betonen. "Wir werden uns bei der Wahl des neuen Uefa-Präsidenten auch daran orientieren, welcher Kandidat zukünftig die Interessen der kleinen und mittleren Verbände an besten vertreten wird", sagte Windtner.

Auch Österreichs Topklubs haben mit den Plänen logischerweise keine Freude. "Irgendwann werden wir den Achten, Neunten oder Zehnten einer Top-Liga auch noch in der Champions League haben", meinte etwa Rapid-Trainer Mike Büskens. "Es dreht sich immer nur ums Geld. Irgendwann wird das Spiel ganz auf die Seite geschoben und man ist nur noch Mittel zum Zweck." Salzburgs Sportlicher Leiter Christoph Freund betonte: "Für die kleineren Länder ist das mit Sicherheit kein Vorteil. Es wir noch schwieriger werden, um dabei zu sein."

Mit dieser Reform, die vorerst für drei Jahre bis zum Sommer 2021 gelten soll, beugt sich der Kontinentalverband also dem Druck der Topklubs, die sogar mit einer Abspaltung gedroht hatten. "Der Name Champions League wird damit ad absurdum geführt", betonte Ebenbauer. Der Bundesliga-Vorstand hofft daher auf einen Schulterschluss mit den anderen betroffenen Verbänden. "Mittlere und kleinere Ligen müssen sich zusammentun, denn so geht es nicht." (APA, red, 26.8.2016)