Michael Mimra, der Leiter des Ermittlungsdienstes im Wiener Landeskriminalamt, warnt vor einem Unterstand von 100 Planstellen bei der Kripo in Wien.

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Ein Dienstausweis der dem Landeskriminalamt unterstellten Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität (EGS).

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Wien – Dem Wiener Landeskriminalamt fehlen mindestens 100 Planstellen. Außerdem fehlt in der Altersstruktur der Kriminalisten der Mittelbau – zwischen den jungen Beamten und den alten Hasen klafft eine Lücke. Diese Warnung kommt direkt aus der Polizei, konkret von Michael Mimra, dem Leiter des Ermittlungsdienstes im Wiener Landeskriminalamt. In der aktuellen Ausgabe des Branchenmagazins Kriminalpolizei schildert der erfahrene Kriminalbeamte bemerkenswert offen den Zustand der Exekutive.

Momentan hat das Landeskriminalamt mit dem Ermittlungsdienst, dem Assistenzdienst und den Außenstellen knapp 1000 Planstellen. Der Unterstand von 100 Planstellen sei entstanden, "weil wir in den letzten Jahren sehr viele zusätzliche Aufgaben übernommen haben", sagt Mimra; etwa in den Bereichen Brandermittlungen, Wirtschaftskriminalität oder Bandenkriminalität. Und man dürfe nicht vergessen: "Wien hat in den letzten zehn Jahren um rund 300.000 Einwohner zugenommen. Damit haben wir bei der Kripo nicht Schritt gehalten."

"Wir haben Spitzen-Ermittler"

Für die Kriminaldienstausbildung schlägt Mimra neue fachspezifische Kurse vor. Zum Beispiel in den Bereichen angewandte Psychologie, Vernehmungstechnik, Kriminaltechnik und Kommunikation mit Gerichten. "Wir haben Spitzen-Ermittler, die aber nicht unbedingt als Führungskräfte arbeiten wollen", sagt Mimra.

Trotzdem sei ein Weiterkommen im Beruf wichtig, aber heute gehe das nur über eine Führungskarriere. "Hier wäre eine Fachkarriere wichtig."

In den vergangenen zehn Jahren ist die Aufklärungsquote in Wien um mehr als zehn Prozentpunkte auf 37 Prozent gestiegen. Für Mimra ein Beweis dafür, dass das Kripo-System nach den umfangreichen Reformen seit dem Jahr 2000 nicht schlecht sei und gut funktioniere. Ein Schwerpunkt der Kriminalisten liege heute in der Bekämpfung von Massendelikten wie Trickbetrug, Trickdiebstählen, Einbrüchen und Suchtgiftdelikten.

Schwerpunkt Sexualdelikte

Neu dazugekommen zu den Bekämpfungsschwerpunkten seien Sexualdelikte. In diesem Bereich gebe es starke Zunahmen. "Das sind nicht unbedingt Vergewaltigungen, sondern Delikte wie sexuelle Belästigungen", sagt Mimra. Im Landeskriminalamt sei für die Ermittlungen in diesem Bereich eine eigene Steuergruppe gegründet worden.

Hausbefragungen rund um Tatort

Künftig sollen Bürger mehr in Ermittlungen einbezogen werden. Der Aspekt der Hausbefragungen rund um einen Tatort etwa sei ein wenig in den Hintergrund geraten. Aber es zeige sich "dass wir mehr Erfolge haben, wenn wir die Bürger in unsere Ermittlungen einbeziehen", sagt Mimra im Interview, das auch unter diekriminalisten.at nachlesbar ist. (simo, 28.8.2016)