Große Konfusion um das große Schwarze, welches sie auch "Burka" nennen. Die Freiheitlichen tun das, was sie immer tun (vor gekünstelter Entrüstung schäumen). Manche Feministinnen und Feministen finden die Burka dagegen ebenso erlösend wie das Binnen-I ("Auch die Burka kann ein Zeichen von Freiheit sein", Jakob Augstein.).

Die Medien überbieten sich mit Informationen über die korrekte Benennung der unterschiedlichen Verschleierungsgrade: Nur ja nicht den Tschador mit dem Humidor oder den Hijab mit dem Punjab verwechseln! Und wie ist das eigentlich mit der Burka? Existiert die nur als Burka an sich, oder gibt es sie in verschiedenen Geschmacksrichtungen ("Gurka"=Burka mit Grüntönen; "Mazurka"=speziell für Tanzveranstaltungen geeignete Burka)?

Es ist alles sehr kompliziert, wieder einmal. Zum Glück erübrigen sich wenigstens andere Kleidungsdebatten, weil sie von nur geringer praktischer Relevanz sind (Dürfen Männer in öffentlichen Bädern in Ritterrüstung schwimmen? Ist es Päpstinnen kirchenrechtlich gestattet, den Segen "Urbi et Orbi" auch nackt zu spenden usf.?).

Doch zurück zur Burka. In Afghanistan leistet sie wichtige gesellschaftliche Dienste, weil der Taliban nicht durch Gamsigkeit abgelenkt wird, wenn er gerade ein paar dekadente Kulturgüter hoch zu sprengen hat ("So geil, dass ich diese gottlose Buddha-Statue nicht wegputze, macht mich keine Frau!").

Im Westen wiederum könnte die Burkadiskussion durch andere interessante Nützlichkeitserwägungen belebt werden. Die Burka hat ihre Meriten. Sie verhindert zuverlässig Busenblitzer und vergleichbare Kleidungspannen (Garantiert kein Nippelgate mehr!). Sie ist praktisch für Campingurlaube (Mitnahme eines Zeltes unnötig). Und sie kommt jenem Männertyp entgegen, der bei seiner Partnerwahl auf Überraschungen steht ("Ich heirate gerne die Katze im Sack.").

Was in der Vergangenheit oft übersehen wurde, ist der emanzipatorische Gehalt dieses adretten Kleidungsstücks: In einer liberalen Gesellschaft muss frau auch die Freiheit haben, sich als Sack zu verkleiden. Konsequent wäre es, die alten feministischen Slogans aus den 1960ern und 1970ern zu entstauben und durch neue zu ersetzen: "Mein Sack gehört mir!" Zusatzvorteil: Dieser Forderung werden sich auch viele Männer anschließen. (Christoph Winder, 26.8.2016)