Mysteriöse Steinstruktur unter steinzeitlicher Abfallgrube

Archäologen sind in Schottland auf eine ungewöhnliche Steinstruktur gestoßen, auf die sie sich vorerst noch keinen Reim machen können. Die Forscher von der University of the Highlands und dem Islands Archaeology Institute untersuchten in Ness of Brodgar auf den Orkney-Inseln eine neolithische Abfallgrube, als sie – am letzten Grabungstag der Saison – unter dem steinzeitlichen Müll Hinweise auf mehrere gewaltige Steinplatten entdeckten. Die bearbeiteten sogenannten Orthostaten rahmen eine Fläche von 10 Meter Mal 4 Meter ein. Nach bisheriger Datierung auf Basis der Bodenschichten könnte das Bauwerk die älteste künstliche Struktur auf dem Grabungsareal sein; demnach wurden die großen Steine dort vor rund 5.000 Jahren aneinander gereiht.

Welchem Zweck die Struktur einst erfüllt hat, ist rätselhaft. Vergleichbares war auf den Orkneys jedenfalls bisher noch nicht entdeckt worden. Überdies beschäftigt die Archäologen um Nick Card, warum ausgerechnet über dem Bauwerk eine Abfallgrube entstand. "Ihre für Ness einzigartige Anordnung lässt vermuten, dass die Steine gleichsam wiederverwertet worden waren und davor an einer anderen Stelle standen, vielleicht als Teil eines älteren Steinkreises", meint Card. Ob es sich um die Überreste eines bisher unentdeckten Herrschergrabes handelt – so zumindest lautet eine der Theorien –, könnten weitere Ausgrabungen in der kommenden Saison verraten.

Foto: James Robertson, orkneyskycam.co.uk

Ein Jahr auf dem "Mars"

Die deutsche Wissenschafterin Christiane Heinicke hat eine ein Jahr dauernde "Mars-Misson" hinter sich gebracht. Was sie sich nun am meisten wünscht, sind frische Paradeiser und ein Bad im Meer. 365 Tage lang hat die 30-Jährige Geophysikerin aus Sachsen-Anhalt mit einem kleinen internationalen Team von der Außenwelt abgeschnitten in einer winzigen Forschungsstation am Hang des Vulkans Mauna Loa auf Hawaii gelebt. Raus in die karge Lavalandschaft auf 2.500 Metern Höhe durften die Forscher nur im Raumanzug. An diesem Sonntag ging das ungewöhnliche Experiment zu Ende. Es sollte zeigen, ob eine Crew so lange Zeit unter widrigen Bedingungen auf engstem Raum zusammenleben kann. Einfach war es offenbar nicht. Heinicke berichtet, dass die kleine Gruppe schon nach wenigen Monaten die immer gleichen Streitgespräche führte – wie in einer WG. Nur, dass es dabei um Außeneinsätze und Gefahren ging. Die Extremsituation habe alle Teilnehmer an ihre Grenzen geführt, meint die Geophysikerin. Bei manchen sei es um Reparaturen gegangen. Bei anderen um Geduld bei absurden Streitereien. Die Auswertung aller Daten der Simulation soll etwa ein Jahr dauern.

Foto: TU Ilmenau/Carmel Johnston

Seltene etruskische Inschrift erwähnt Fruchtbarkeitsgöttin

Die Etrusker siedelte vor und auch noch während der Römerzeit im nördlichen Mittelitalien – woher sie ursprünglich kamen, ist bis heute unklar. Auch ihre Sprache liefert darüber kaum Aufschlüsse, enthält allerdings einige Charakteristika, die auf den agäisch-kleinasiatischen Raum als Herkunftsregion hindeuten. Das wenige, was man heute über dieses rätselhafte Volk mit Gewissheit sagen kann, schlossen Archäologen aus Grabbeigaben ihrer zahlreichen erhaltenen Nekropolen. Schriftliche Zeugnisse dagegen sind äußerst rar.

Daher kommt einem nun präsentierten Fund eine besondere Bedeutung zu: Forscher um Grabungsleiter Gregory Warden von der Southern Methodist University entdeckten im Fundament eines Tempels nahe Florenz eine 2.400 Jahre alte etruskische Stele mit 120 Schriftzeichen darauf. Eine der Symbolfolgen konnten die Forscher als "Uni" übersetzen – es ist der Name einer etruskischen Fruchtbarkeits- und Muttergöttin. Damit dürfte es sich bei dem eingravierten Text wohl um eine kultische Inschrift handeln und wertvolle Einblicke in die Kultur und Religion des rätselhaften Volkes liefern.

Foto: Mugello Valley Project

Schluss mit der Delfinbelästigung

Für viele Touristen zählt "Delfin-Schwimmen", also die direkte Begegnung mit den Meeressäugern in freier Wildbahn, zum Höhepunkt eines Hawaiiurlaubs. Damit soll nun Schluss sein: US-Behörden wollen dieser Praxis einen Riegel vorschieben, vor allem weil die Tiere inzwischen unter "intensivem Druck" durch die Delfinfreunde stünden, teilte die US-Meeresschutzbehörde NOAA vergangene Woche mit. Menschen sollten sich künftig 45 Meter von den Delfinen entfernt halten, um deren Ruhezeiten am Tag nicht mehr zu stören. Die Bootsausflüge zu den zutraulichen und verspielten Tieren sind in Hawaii sehr beliebt. Ein Verbot wäre ein Schlag für die Ausflugsveranstalter. Die Behörde verwies darauf, dass die Tiere nachts auf die Jagd gingen und tagsüber ruhten – was durch die vielen Besucher aber erschwert werde.

Foto: APA/AFP/PAUL J. RICHARDS

Größte beobachtete Eislawine gibt Rätsel auf

Die größte bisher dokumentierte Eislawine stellt Wissenschafter vor ein Rätsel: Am 17. Juli setzen sich im Bezirk Rutog im Westen Tibets plötzlich rund 100 Millionen Kubikmeter Material in Bewegung und wälzten sich ein enges Tal hinab. Als sich der Staub gelegt hatte, war eine Fläche von 10 Quadratkilometern mindestens 30 Meter dick mit Eis und Felsen verschüttet, berichtet Zong Jibiao von der chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking. Was die Wissenschafter Kopfzerbrechen bereitet, ist der Umstand, dass die Eislawine an einer relativ flachen Stelle in einer Höhe von 5.200 bis 6.200 Metern ihren Ausgang genommen hatte. Dass sie trotzdem losrollen konnte, lässt auf Einflüsse des Klimawandels schließen: Durch die rasante Erwärmung in Tibet von 0,4 Grad Celsius pro Jahrzehnt seit 1960 kam es laut "Nature" zu vermehrten Niederschlägen und Eisverlust, was den Untergrund gleichsam mit einer Gleitschicht versah. Dadurch können sich Gletscher 10 bis 100 Mal schneller Fortbewegen als normalerweise – und auch enorme Abbrüche produzieren.

Foto: Jibiao Zong

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Rätselhafte Windstille bei Sonnenfinsternis

Als der für seine Kometenbahnberechnungen berühmte englische Astronom Edmund Halley am 3. Mai 1715 eine Sonnenfinsternis beobachtete, nahm er ungewöhnliche Wetterphänemone wahr: es wurde schlagartig kalt und der Wind erstarb praktisch vollständig. Nun haben britische Forscher um Luke Barnard vom National Eclipse Weather Experiment nachgewiesen, dass es sich dabei um keine Sinnestäuschung gehandelt hat. Daten, die bei der partiellen Sonnenfinsternis am 20. März 2015 gesammelt wurden, zeigten deutlich, dass es bei einem solchen Ereignis nicht nur zu einer Abkühlung kommt, sondern tatsächlich die Luftbewegungen verlangsamt werden. Der nun im Journal "Philosophical Transactions of the Royal Society A" beschriebene Mechanismus dahinter: Während der Sonnenbedeckung kühlt der Boden ab und die erwärmte Luft steigt nicht länger empor, was schließlich zu verringerter Windaktivität führt.

Foto: REUTERS/Beawiharta

Kein Sharknado in Australien

Was ein australischer Polizist in One Tree Hill, einem Vorort von Adelaide, in einer Pfütze gefunden hat, lässt unwillkürlich an den Trashfilm "Sharknado" denken: Mehr als 25 Kilometer vom Ozean entfernt wand sich dort in der flachen Lacke ein Hai – genauer: ein kleiner Port-Jackson-Stierkopfhai (Heterodontus portusjacksoni). Kurze Zeit später starb das Tier. Wie der Meeresfisch in die Pfütze gelangte, ist unklar. "Es ist ein Rätsel, aber die Polizei schließt die Möglichkeit eines Sharknados aus", heißt es in einer Mitteilung. Die Beamten vermuten viel eher, dass der Hai entweder im Meer gefangen und später weggeworfen wurde oder aus einem Aquarium stammte, für das er zu groß geworden war. Bei der mittlerweile zu Kultfilmen avancierten "Sharknado"-Reihe werden nichtsahnende Passanten von Haien aus der Luft angegriffen, die durch einen Wirbelsturm ins Landesinnere befördert wurden.

Foto: SA police

Spuren eines 300 Jahre alten Mordes

In Hannover sind Bauarbeiter bei der Renovierung des Leineschlosses unversehens auf menschliche Überreste und damit auf den Beleg für einen vor Jahrhunderten vertuschten Mord gestoßen. Die Knochen lagen in rund acht Metern Tiefe unter dem Fundament des heutigen Niedersächsischen Landtags verborgen. Experten vermuten, dass es sich bei den Gebeinen um den vor 300 Jahren verschwundenen Grafen Philipp Christoph von Königsmarck handelt. Der Adelige war ein hannoverscher Offizier und Hofkavalier. Er hatte eine Liebesbeziehung mit Prinzessin Sophie Dorothea von Braunschweig und Lüneburg, die allerdings verheiratet war. Beide planten offenbar die gemeinsame Flucht, wurden allerdings verraten. Kurz darauf verschwand der 29-jährige Graf spurlos. Nun soll die DNA mit der von noch lebenden Nachfahren verglichen werden.

Foto: gemeinfrei

Urzeitliche Blütenbestäubung mit Käferhilfe

Schmetterlinge, Bienen und andere Insekten sind heute unersetzliche Helfer bei der Pflanzenvermehrung. Wann diese besondere Pflanzen-Sechsbeiner-Beziehung in der Evolution erstmals auftrat, ist unklar. Doch einige Fossilien zeigen mittlerweile, dass bereits vor über 100 Millionen Jahren Bienen dabei eine bedeutende Rolle gespielt haben. Für Käfer allerdings fehlte bislang jeglicher Beleg. Das hat sich nun geändert: Wissenschafter um George Poinar von der Oregon State University in Corvallis haben in der Dominikanischen Republik zwei vor 20 bis 45 Millionen Jahren in Bernstein eingeschlossene Rüsselkäfer entdeckt, die von Pollenresten von Orchideen übersät waren. "Die Ergebnisse zeigen, dass Käfer eine bedeutendere Rolle für die Bestäubung von Orchideen spielen könnten als gedacht – und dass sie den Pflanzen seit mindestens 20 Millionen Jahren ihren Dienst erweisen", sagt Poinar.

Foto: George Poinar Jr.

Schöne Gesichter haben einen evolutionären Vorteil

Dass von der Mehrheit als attraktiv empfundene Menschen mehr Aufmerksamkeit als Durchschnittsgesichter erregen, wird jeder im Alltag an sich selbst beobachten können. Warum dem allerdings so ist, ist keine triviale Frage. Ein Forscherteam um Helmut Leder von der Universität Wien hat nun mithilfe von Augenbewegungsmessungen aufgedeckt, dass im direkten Vergleich bereits kleine Unterschiede bei Gesichtern ausreichen, um uns dazu zu bringen, genauer hinzusehen. Die Wissenschafter konnten in ihren Experimenten erstmals zeigen, dass es sich dabei um einen sehr sensitiven Effekt handelt. Die Ergebnisse untermauern Annahme, dass sich unser Empfinden für Schönheit im Zuge unserer evolutionären Vergangenheit als Vorteil erwiesen hat. Der Selektionsdruck begünstigte dabei all jene Eigenschaften, die sich als nützlich für den Fortbestand der Spezies erwiesen hatten. "Die Annahme liegt nahe, dass sich der Sinn für Schönheit deshalb entwickelte, weil er einen evolutionären Vorteil bot", so Leder. Entsprechend dieser Annahme steht Schönheit dabei nicht nur mit vorteilhaften Genen in Verbindung, sondern wirkt gleichzeitig belohnend und anziehend auf uns. Ein Mechanismus, der schließlich die Fortpflanzung der Spezies sichert.

Foto: APA/AFP/ANNE-CHRISTINE POUJOULAT

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Revolte bei steinzeitlichem Superhenge

Im 4. Jahrtausend vor unserer Zeitrechung lag die größte Siedlung Nordeuropas in Durrington Walls im heutigen Südengland. Seit Jahren graben Archäologen an dem gewaltigen steinzeitlichen Komplex. Die freigelegten Funde offenbarten die größten bislang in Europa entdeckten Megalithreihen, ein regelrechtes Superhenge von mehr als zehn Hektar Fläche. Diesen Teil der Anlage errichteten vermutlich vor rund 4.500 Jahren Menschen der mittelneolithischen Grooved-Ware-Kultur – doch aktuelle Untersuchungen lassen vermuten, dass das Monument nicht vollendet worden ist: Die Forscher fanden Hinweise darauf, dass die Errichtung von Durrington Walls während der letzten Phase abgebrochen wurde und Strukturen sogar wieder verschüttet wurden. Möglicherweise könnte dies auf dramatische gesellschaftliche Umwälzungen hindeuten: Die Ausgräber des Stonehenge Hidden Landscape Projects vermuten, dass eine neue Herrscherschicht die Spuren vorangegangener ritueller Bauten verschwinden lassen wollte.

Illustr.: APA/EPA/Stonehenge Hidden Landscape Project

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Zoowelt I

Vom Löwen bis zum Pinguin, vom Affen bis zum Uhu: Im Londoner Zoo war in der vergangenen Woche große Inventur angesagt. Über 17.000 Tiere mussten in der alljährlichen Aktion gemessen und gewogen werden – einfach war das nicht. Um die Tiere auf die Waage zu locken, ließen sich die Pfleger einiges einfallen. Um zu ihrem Futter zu gelangen, wurden die Pinguine etwa "umgeleitet" – und mussten über eine Waage watscheln.

Foto: REUTERS/Neil Hall

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Zoowelt II

Den Löwen hängten die Tierwärter das Fressen ausnahmsweise in einen Baum – die Raubkatzen waren so gezwungen, sich aufzurichten, und ihre Körperlänge konnte somit gemessen werden. Das große Messen und Wiegen dient dazu, Gesundheit und Ernährung der Tiere zu überprüfen und die Daten mit anderen Zoos zu vergleichen. Im Londoner Zoo leben insgesamt über 700 Spezies. (red, 28.8.2016)

Foto: REUTERS/Neil Hall