Ein türkischer Panzer am Donnerstag nahe der türkischen Grenzstadt Karkamis auf dem Weg nach Syrien.

Foto: APA/AFP/KILIC

Damaskus/Ankara – Die türkische Armee hat am Donnerstagabend kurdische Stellungen in Nordsyrien mit Artilleriegranaten beschossen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu von Freitagfrüh eröffneten die türkischen Streitkräfte das Feuer auf die Kurdenmiliz YPG. Der türkische Premier Binali Yildirim wies am Freitag Vorwürfe zurück, wonach vorrangig die Kurdenmiliz YPG Ziel der Angriffe wäre. Es handle sich um eine "unverschämt Lüge", erklärte er in Istanbul.

Unter Berufung auf Geheimdienstinformationen hieß es, die YPG habe sich nicht wie erwartet auf das Ostufer des Euphrat zurückgezogen, sondern versucht, Geländegewinne zu erzielen. Die Türkei und die USA hatten von der Kurdenmiliz gefordert, ihre Einheiten in die Region östlich des Euphrat zu verlegen. Die Türkei hatte erklärt, sie werde ihren Militäreinsatz in Nordsyrien so lange fortsetzen, bis die Kurden auf die andere Flussseite zurückgedrängt seien. Sie will damit verhindern, dass die Kurden in Syrien ihr Herrschaftsgebiet weiter vergrößern und dort mehr Autonomie bekommen. Am Donnerstag waren bereits 20 türkische Panzer in Nordsyrien im Einsatz, der Nachrichtenagentur AFP zufolge wurden am Freitag vier weitere Panzer entsendet.

Kurdenmiliz teilweise zurückgezogen

Anadolu hatte zuvor berichtet, US-Außenminister John Kerry habe seinem türkischen Kollegen Mevlüt Çavuşoğlu in einem Telefongespräch am Donnerstag versichert, dass die Verlegung der kurdischen Verbände im Gange sei.

Der Sprecher der US-geführten internationalen Anti-IS-Koalition, John L. Dorrian, erklärte, der Großteil der Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) habe sich östlich des Euphrat zurückgezogen. Einige Einheiten seien jedoch zurückgeblieben, um zusammen mit Einwohnern Sprengfallen zu beseitigen und sicherzustellen, dass es keine IS-Schläferzellen gebe. Bei den SDF handelt es sich um ein Bündnis, das von der YPG dominiert wird.

Kampf gegen IS

Auch die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, Teile der SDF hätten sich an das Ostufer des Flusses zurückgezogen. Die YPG selbst teilte mit, ihre Kräfte hätten die von ihr eingenommene Stadt Manbij westlich des Euphrat schon Mitte August an den lokalen Militärrat übergeben.

Die YPG ist in Syrien im Kampf gegen den IS der wichtigste Partner der internationalen Koalition. Die Kurden haben von den Extremisten im Norden Syriens mit Luftunterstützung der Koalition große Gebiete erobert und dort eine Selbstverwaltung ausgerufen. Zudem kontrollieren sie den größten Teil der syrischen Grenze zur Türkei. (APA, 26.8.2016)