Um Proxima Centauri wurde ein erdähnlicher Begleiter entdeckt.

Foto: NASA/ESA

Proxima Centauri ist dank eines neu entdeckten Begleiters in Erdgröße seit Donnerstag in aller Munde. Unsere nächstgelegene, rötlich-trübe und mit einem Siebtel der Sonnenmasse winzige Nachbarin liegt nur 4,24 Lichtjahre entfernt. Doch sollte man sich davon nicht irreführen lassen: Es liegt noch immer viel Raum zwischen unserem und ihrem Gartenzaun. Wäre das Sonnensystem inklusive Kuipergürtel umgerechnet ein ein Hektar großes Grundstück, dann müssten wir für eine Visite bei ihr 270 Kilometer zurücklegen.

Geboren wurde Proxima vor etwa 4,8 Milliarden Jahren, ist also nur wenig älter als unsere Sonne. Trotzdem ist sie kaum mehr als ein Baby: Sollte der Kosmos nicht vorher kollabieren, wird der Rote Zwerg als Hauptreihenstern noch mindestens weitere vier Billionen Jahre scheinen. Diese Langlebigkeit verdankt Proxima ihrem sparsamen Treibstoffverbrauch: Im sichtbaren Licht strahlt sie gerade einmal 0,006-mal so stark wie unser Heimatstern und bloß 27-mal so hell wie der Vollmond.

Auch wenn ihr geringer Abstand zu Gedankenspielereien verführt: Für die nächste Zeit sind diese 40 Billionen Kilometer eine kaum überbrückbare Distanz. Unsere derzeit schnellsten Raumfahrzeuge würden für die Strecke mindestens 30.000 Jahre brauchen. Wollten wir die Reisezeit auf ein Menschenleben verkürzen, wären Energiemengen nötig, die unsere Zivilisation so bald nicht liefern kann, haben MIT-Forscher berechnet.

Hochfliegende Reisepläne

Zum Glück hält das einige Forscher nicht davon ab, an ehrgeizigen Plänen zu arbeiten. Prominentes Beispiel ist das Breakthrough-Starshot-Projekt des britischen Starphysikers Stephen Hawking und des russischen Milliardärs Juri Milner. Ihr Vorschlag lautet, nur wenige Gramm leichte Sonden mit Lichtsegeln und erdgebundenen Lasern auf bis zu 20 Prozent der Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen. So optimistisch das klingen mag, so zahlreich sind die technischen Hürden. Ob wir das noch erleben werden, steht also buchstäblich in den Sternen.

Bedeutend realistischer ist da die Aussicht, das Proxima-Centauri-System mit künftigen Hightech-Instrumenten von hier aus näher in Augenschein zu nehmen. Macht Geldmangel uns keinen Strich durch die Rechnung, könnten wir mit dem European Extremely Large Telescope in Chile oder dem Hubble-Nachfolger James Webb Space Telescope schon in wenigen Jahren einen weitaus aufschlussreicheren Blick als bisher über den Gartenzaun unserer kleinen roten Nachbarin werfen. (Thomas Bergmayr, 25.8.2016)