Paris – Kriege und politische Wirren lassen einer wissenschaftlichen Studie zufolge die Lebenserwartung der Menschen in den Ländern des Arabischen Frühlings sinken. Die Lebenserwartung hat sich in Syrien zwischen 2010 und 2013 um knapp sechs Jahre reduziert, heißt es in einer Studie, die am Donnerstag im Fachmagazin "The Lancet Global Health" veröffentlicht wurde.

Während Männer in Syrien vor dem Bürgerkrieg im Mittel 75 Jahre alt wurden, sank das Sterbealter bis 2013 im Schnitt auf 69 Jahre, heißt es in der Untersuchung. Syrerinnen erreichten vorher durchschnittlich ein Alter von 80 Jahren, mittlerweile liegt die Lebenserwartung bei 75 Jahren. In Tunesien, Ägypten und im Jemen nahm der Wert hingegen nur um drei Monate ab.

Medizinische Rückschritte

Die Konflikte wirkten sich auch auf die Kindersterblichkeit aus. Zwischen 2000 und 2010 sei die Sterblichkeit von Kleinkindern in Syrien im Schnitt jedes Jahr um sechs Prozent gesunken, schreiben die Studienautoren. Seit Beginn des Bürgerkrieges drehte sich die Entwicklung um, die Kindersterblichkeit nahm jährlich um neun Prozent zu.

Die Konflikte in der Region drohen die gesundheitlichen Fortschritte von Jahrzehnten zunichte zu machen, warnt der Hauptautor der Studie, der Medizinprofessor Ali Mokdad von der University of Washington. Viele Ärzte und Krankenschwestern seien geflohen.

"Die Konflikte haben die Infrastruktur in einer Reihe von Ländern erschüttert", erklärt Mokdad. "Als Konsequenz haben Millionen von Menschen mit Wassermangel und schlechten hygienischen Verhältnissen zu tun, was zum Ausbruch von Krankheiten führt." Es gebe einen "dramatischen Anstieg" von ansteckenden Krankheiten und Verletzungen."(APA, 25.8.2016)