Zerstörte Häuser in Pescara del Tronto.

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Suche nach dutzenden Vermissten.

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Rom – Nach dem verheerenden Erdbeben in Mittelitalien haben die Helfer auch in der Nacht auf Donnerstag ihre Suche nach Überlebenden fortgesetzt. Die provisorische Zahl der Opfer stieg am Donnerstag nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa auf 247. Viele Menschen würden aber noch vermisst. Wie viele noch verschüttet sind, ist unklar. Die Einsatzkräfte suchten auch in der Dunkelheit mithilfe von Spürhunden und Taschenlampen weiter nach Lebenszeichen. Mehr als 250 Menschen wurden verletzt.

Das Hauptbeben der Stärke 6,2 auf der Richterskala hatte sich in der Nacht auf Mittwoch in den Regionen Latium, Umbrien und Marken ereignet. Seither gab es nach Angaben des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie 460 Nachbeben. Teilweise seien sie so stark gewesen, dass in den betroffenen Gebieten erneut Gebäude gewankt hätten. Zwei der Erdstöße hatten eine Stärke von mehr als 5. Es handelt sich um die schwersten Beben seit Jahrzehnten in Italien, das Beben in L'Aquila 2009 hatte eine Stärke von 5,8 auf der Richterskala erreicht.

Dörfer zerstört

Sieben Jahre nach dem Erdbeben in dem 30 Kilometer entfernten L'Aquila wurden in der Bergregion ganze Dörfer zerstört. Auch im etwa 100 Kilometer Luftlinie entfernten Rom wackelte der Boden. Italien ist hoch erdbebengefährdet, weil unter dem Apennin die afrikanische und die eurasische Platte aufeinanderstoßen.

Unter den Opfern waren viele Kinder, in manchen Familien gab es mehrere Tote. Aber es gab auch gute Nachrichten: So wurde am frühen Abend in Pescara del Tronto eine Zehnjährige nach fast 16 Stunden aus den Trümmern ihres Hauses gerettet. Hunde hätten sie aufgespürt, hieß es. "Als wir sie lebend gefunden haben, war die Freude riesengroß", sagte Feuerwehrsprecher Danilo Dionisi.

Nacht im Freien

Ein Nachbeben der Stärke 4,5 wurde gegen 5.00 Uhr gemeldet und riss die wenigen Bewohner von Amatrice, die sich zur Ruhe gelegt hatten, aus dem Schlaf. Die meisten verbrachten die Nacht im Freien mit umgehängten Decken. Die Temperaturen in der Apennin-Gemeinde sanken auf circa zehn Grad, in höher gelegenen Kommunen sogar auf Null. Viele Betroffenen verbrachten die Nacht in ihren Autos und bewachten ihre beschädigten Häuser aus Angst vor Plünderungen. In Amatrice wurden Senioren und Familien mit Kindern in einer Sporthalle untergebracht. Hier wurden Lebensmittel und Kleidung, sowie Medikamente verteilt. 5.400 Rettungskräfte waren im Erdbebengebiet im Einsatz.

Schwierige Suche

Die Suche nach Vermissten gestaltete sich schwierig, weil sich in der Gegend viele Urlauber aufhielten, die teilweise nicht registriert waren. In Amatrice stürzte ein ganzes Hotel ein. 70 Personen waren hier untergebracht. Fieberhaft wurde in den Trümmern nach Überlebenden gesucht. Die Kleinstadt war in diesen letzten August-Tagen voll mit Urlaubern, die am Wochenende zu einem beliebten Gastronomie-Volksfest gehen wollten. Auch ein religiöses Institut, in dem Ordensschwester und Senioren lebten, war ein Trümmerhaufen. "Man sucht nach Überlebenden in einer Stadt, die es nicht mehr gibt", sagte der Bürgermeister von Amatrice, Sergio Picozzi.

Notstand

Regierungschef Matteo Renzi hatte die Katastrophenregion am Abend besucht. 368 Verletzte seien seit dem Morgen aus der Gegend von Amatrice und Accumoli weggebracht worden, erklärte er. Italien stehe solidarisch zusammen, um die großen Aufgaben zu meistern. "Unser Herz schmerzt, aber wird sind über die Effizienz der Rettungsaktion stolz", meinte der Regierungschef.

Am Donnerstag ist ein Treffen des Ministerrats in Rom geplant, um das weitere Vorgehen zu beraten. In der Region soll der Notstand ausgerufen werden. Als Soforthilfe stellte die italienische Regierung 235 Millionen Euro bereit. An vielen öffentlichen Gebäuden die Fahnen auf Halbmast gesetzt worden. Die Regierung in Rom hatte dies als Zeichen der Trauer und zum Gedenken an die Opfer des Erdbebens landesweit angeordnet.

Die Außenministerien in Madrid und Bukarest bestätigten am Donnerstag den Tod eines spanischen und zweier rumänischer Staatsbürger. Bisher gebe es keine Hinweise auf österreichische Opfer, hieß es aus dem Außenministerium in Wien. (APA, red, 25.8.2016)