Schlierbach – Seit fast zwei Jahrzehnten, genauer gesagt seit 1999, gibt es in Schlierbach in Oberösterreich die Lesungsreihe "Literarische Nahversorger". Von Anfang an war es Ziel des zehnköpfigen Organisationsteams, nicht nur zeitgenössische, meist österreichische Literatur in die vermeintliche Provinz zu bringen, sondern auch das konventionelle Konzept von Literaturlesungen weiter zu öffnen und ein Forum für verschiedene ästhetische Positionen zu schaffen.

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Stellen beim Festival in Schlierbach ihre zum Teil noch unveröffentlichten Texte vor: Sibylle Lewitscharoff ("Das Pfingstwunder"), Reinhard Kaiser-Mühlecker ("Fremde Seele, dunkler Wald"), Thomas Arzt ("Heimspiel"), Gerhard Rühm und Stefanie Sargnagel (v. li.).
Fotos: dpa/Hannibal Hanschke, S. Fischer Verlag/Jürgen Bauer, APA/Herbert Pfarrhofer, Robert Newald, APA/Georg Hochmuth

Und dies ideologiefrei, denn in Schlierbach werden Mundartgedichte ebenso präsentiert wie experimentelle Lyrik, Essays, Prosawerke oder Krimis. Wobei die Autorenauswahl, die grundsätzlich von Newcomern bis zu Betriebsgrößen wie Juli Zeh oder Christoph Ransmayr reicht, strikt nach den persönlichen Vorlieben der Veranstalter erfolgt. Nicht der schlechteste Zugang.

Davon, dass in Schlierbach Geist und eben auch die Seele erfrischt werden, zeugt auch das von den literarischen Nahversorgern organisierte Literaturfestival 4553 (bezugnehmend auf die Postleitzahl des Ortes), das nicht nur Theater- und Stiftssäle, sondern auch Jausenstationen, den Fußballplatz und Galerien bespielt.

Morgen, Donnerstagabend um 17 Uhr, eröffnet die viertägige Veranstaltung mit einer Lesung und Vernissage von Hans Eichhorn und Erwin Einzinger.

Musik von Dr. Didi

Anschließend spielen Lianeljo Jazz aus dem Kremstal (Musik gehört hier ebenso zum festen Programm wie Lesungen für Kinder und Ausstellungen), später liest der aus der Region gebürtige Reinhard Kaiser-Mühlecker zum ersten Mal aus seinem neuen Roman Fremde Seele, dunkler Wald, erschienen bei S. Fischer und im Buchhandel ab 25. August erhältlich (20 Uhr, Theatersaal), bevor Dr. Didi (22 Uhr, Bernardisaal) den Abend musikalisch beschließen.

An den folgenden Tagen lesen, um nur einige zu nennen: Stefanie Sargnagel (Fr., 16 Uhr, Bernardisaal), Sibylle Lewitscharoff (Fr., 20 Uhr, Bernardisaal), Leopold Federmair (Sa., 18 Uhr, Bernardisaal), Gerhard Rühm, Friedrich Achleitner und Monika Lichtenfeld (Sa., 20 Uhr, Bernardisaal) und Franzobel (So., 11 Uhr, Wanderung und Lesung in der Jausenstation Zeisl).

Dazu gibt es einen Dada-Schwerpunkt (Sa., 16 Uhr, Theatersaal), ein Gespräch über Literaturkritik mit Daniela Strigl (die auch ihre Ebner-Eschenbach-Biografie vorstellt), Klaus Nüchtern, Sibylle Lewitscharoff und Teresa Präauer (Fr., 14 Uhr, Genusszentrum) sowie eine das Festival abschließende "Lesung im Dunkeln" (Seminarhotel, So., 15 Uhr).

Für manche Lesungen und Konzerte ist der Eintritt frei, andere kosten zwischen 13 und 20 Euro (Ermäßigung im Vorverkauf!). (Stefan Gmünder, 23.8.2016)