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Wikileaks-Gründer Julian Assange sieht sich heftiger Kritik ausgesetzt

Foto: Reuters/Garrido

Wikileaks steht erneut wegen mutmaßlichen Datenschutzverletzungen in der Kritik. Die US-Nachrichtenagentur AP gibt an, zahlreiche medizinische Dokumente auf der Whistleblower-Plattform gefunden zu haben. Dabei handelt es sich um den Inhalt der "Saudi Cables", die im Juni 2015 publiziert wurden. Darin sind Depeschen zwischen dem saudischen Außenministerium und saudischen Botschaften weltweit enthalten. Der Leak ist von westlichen Journalisten kaum beachtet worden, AP hat ihn nun genauer auf Datenschutzverletzungen unter die Lupe genommen.

"Katastrophe"

Die Nachrichtenagentur fand "mindestens 124 medizinische Akten", "500 Pässe" und mehrere Justizakten, in denen Vergewaltigungsopfer mit vollem Namen geoutet werden. Auch der Name eines saudischen Bürgern, der wegen Homosexualität verhaftet worden war, wird genannt. Homosexualität ist in Saudi-Arabien verboten, Schwulen droht sogar die Todesstrafe. AP kontaktierte auch mehr als ein Dutzend Betroffene; darunter eine Frau, deren Schulden öffentlich wurden. Sie bezeichnete das Outing durch Wikileaks als "Katastrophe".

Keine Schwärzungen

Wikileaks selbst hat sich zu der Causa noch nicht geäußert. Wie TheVerge erinnert, sprach Wikileaks-Gründer Julian Assange 2010 davon, dass medizinische Daten ein "schützenswertes Geheimnis" seien. Die Plattform steht seit einigen Wochen in der Kritik, weil sie Daten ohne redaktionelle Bearbeitung veröffentlichte. In E-Mails der türkischen Partei AKP, die Wikileaks publizierte, waren etwa Links auf Wählerverzeichnisse enthalten. E-Mails der US-Demokraten enthielten hingegen Sozialversicherungsnummern und Kreditkartendaten. Schon in den Jahren zuvor war hatten traditionelle Medien wie die New York Times, die als Partner mit Wikileaks kooperierten, um eine stärkere Schwärzung der Dokumente gebeten.

Unterstützer: "Kampagne"

Besonders seit den Enthüllungen über die US-Demokraten sieht sich Wikileaks harscher Kritik ausgesetzt. Unterstützer der Plattform sprechen von einer "Kampagne" gegen die Plattform, der die Zusammenarbeit mit russischen Geheimdiensten unterstellt wird. Allerdings kann Wikileaks nicht abstreiten, dass es bei den letzten Veröffentlichungen zu Fehlern gekommen ist. "Wir können nicht drei Jahre lang alle Unterlagen durchgehen und Zeile für Zeile schwärzen", sagte Gründer Assange kürzlich bei einer Konferenz, zu der er per Videoschaltung geschalten war. (fsc, 23.8.2016)