Guido Schmidt-Chiari, letzter Chef der Creditanstalt, ist gestorben.

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Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Bankchef mit einem Taferl in der Hand fotografiert wird: "Das ist unsere Bank", stand auf dem Schild geschrieben, das Guido Schmidt-Chiari 1997 im großen Kassensaal bei sich trug. Gemeinsam mit der Belegschaft versuchte der damalige Chef der Creditanstalt, das Unvermeidliche zu verhindern. Der Verkauf an die Bank Austria war damals längst generalstabsmäßig von Gerhard Randa vorbereitet worden. Die CA wurde dann scheibchenweise zu Grabe getragen.

Schmidt-Chiari, ihr Generaldirektor von 1988 bis zum Verkauf, ist am Sonntag 83-jährig im Kreise seiner Familie in St. Anton verstorben. Er war wegen des drohenden Verlusts der Eigenständigkeit vehementer Gegner der CA-Transaktion. Damals wusste er noch nicht um die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Bank Austria Bescheid, wie er später einmal dem STANDARD anvertraute. Die Wiener SPÖ hatte sich erst in der Partei und dann gegen heftige Proteste des Koalitionspartners ÖVP durchgesetzt.

Gegen den Angriff von Gerhard Randa auf die CA war Schmidt-Chiari chancenlos.
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Gut zehn Jahre nach dem Anfang vom Ende der CA musste Schmidt-Chiari neuerlich dem Untergang eines Imperiums zusehen. Mit der Constantia Privatbank und der Verpackungsgruppe Constantia Packaging verlor die Turnauer-Erbin Christine de Castelbajac nach Ausbruch der Finanzkrise fast das gesamte Vermögen. Ihr Berater, der später auch im Immofinanz-Prozess aussagen sollte: Guido Schmidt-Chiari. "Na ja, man fragt sich schon: Hat man das nötig gehabt", meinte der in Vorarlberg aufgewachsene sechsfache Vater damals, um gleich klarzustellen: Er habe in der Constantia Privatbank nie eine Funktion bekleidet.

Turnauer-Verbindung

Mit dem verstorbenen Industriellen Herbert Turnauer hatte Schmidt-Chiari eine langjährige Freundschaft verbunden, die nach der CA-Tätigkeit in ein Beratungsmandat mündete. Dass er die an wirtschaftlichen Belangen nicht allzu interessierte Tochter Christine de Castelbajac beriet, war fast eine logische Folge. Nach dem Kollaps der Privatbank soll das Verhältnis zur Turnauer-Erbin mehr als unterkühlt gewesen sein. Herbert "Turnauer würde sich im Grabe umdrehen", meinte Schmidt-Chiari einst im "News"-Interview zum Constantia-Zerfall.

Schmidt-Chiari 2013.
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Die Missgeschicke können die Erfolge des Juristen an der Spitze der CA keinesfalls trüben. 1958 eingetreten, wurde Schmidt-Chiari 1971 in den Vorstand der "monetären Visitenkarte" Österreichs berufen. Unter Hannes Androsch noch mit Schilling-Milliarden an Steuergeld gerettet, gelang unter Schmidt-Chiari der Wiederaufstieg des Instituts. Der Osteuropa-Radius dehnte sich zusehends aus, gleichzeitig wuchs die Ertragskraft. Das Motto ihres Generals, "keine Schlagzeilen, sondern Gewinne" zu machen, ging so zumindest teilweise auf.

Starke CA-Performance

In Zahlen ausgedrückt: Bei einem Bilanzsummenwachstum von gut 50 Prozent verdreifachte sich der CA-Gewinn in den acht Jahren unter der Führung des Ritters der Ehrenlegion. Umso bitterer muss der Nachgeschmack des Schwunds in die Bank Austria erschienen sein. Zumal sich Schmidt-Chiari erfolgreich gegen andere Interessenten – von Raiffeisen über Credit Suisse bis zur HSBC – zur Wehr gesetzt hatte. Doch das von ihm selbst ins Leben gerufene "Österreich-Konsortium" aus Erste Bank, Generali, Industriellen und zahlreichen Repräsentanten des bürgerlichen Lagers scheiterte kläglich.

Der Sohn des früheren österreichischen Außenministers Guido Schmidt und Gatte von Stephanie Gräfin Strachwitz von Gross-Zauche und Camminetz hat sich zudem auf dem Immobilienmarkt und im Seilbahngeschäft engagiert. Bei den Arlberger Bergbahnen fungierte er bis zuletzt als Aufsichtsratspräsident. (as, 22.8.2016)