Nicht nur Nico, der hier in Potsdam während des Tages der Wissenschaften in einem Forschungscamp für Kinder Kontakt mit einem Roboter aufzunehmen versucht, fremdelt noch etwas mit der Maschine.

Foto: APA/Ralf Hirschberger

Wien – Ein Haus im Burgenland. Statt Klemmbretts, Bleistifts und Zollstocks hält der Malermeister ein Tablet in Händen, macht vier Fotos von der Fassade und lässt sich mit einer speziellen Software die Fläche errechnen, die zu streichen ist. Fenster und Türen werden dabei automatisch ausgespart. Der Materialbedarf steht nach wenigen Fingerübungen fest, in 15 Minuten ist das Offert beim potenziellen Kunden.

Was vor zehn Jahren noch ein guter Stoff für einen Science-Fiction-Film gewesen wäre, ist heute von der Realität teilweise bereits überholt. Die Digitalisierung schreitet mit Riesenschritten voran und erfasst immer mehr Bereiche der Wirtschaft – auch das Handwerk. Technologische Innovationen sind dort zwar noch selten, aber sie sind die Zukunft. Betriebe, die jetzt nicht auf digitale Vernetzung setzten, verspielten ihre Wettbewerbsfähigkeit und verschwänden irgendwann ganz vom Markt, trommeln Experten.

Schlecht gerüstet

Österreich ist diesbezüglich eher schlecht gerüstet. Das zeigt die Studie "Österreich im Wandel der Digitalisierung", die das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) im Auftrag von A1 Telekom gemacht hat. Demnach liegt Österreich im internationalen Vergleich auf Platz 13 von 29 untersuchten Ländern (siehe Grafik), unter den "alten" Unionsländern (EU-15) gar nur auf Rang zehn. Das sei zu wenig, wenn der in den zurückliegenden Jahren erwirtschaftete Wohlstand in die Zukunft gerettet werden soll, meinten die Wirtschaftsforscher Karl Aiginger und Michael Peneder am Montag bei der Präsentation der Studie.

Auch die heimischen Unternehmen sind hinsichtlich Digitalisierung noch zurückhaltend. Laut einer Studie des Marktforschungsunternehmens IDC ist der Anteil der Firmen, die als Digital Disruptors gelten und digitale Technologien aggressiv einsetzen, im Vergleich mit westeuropäischen Studienergebnissen mit zwei Prozent sehr gering.

Ängste vor Jobverlust durch die voranschreitende Computerisierung aller Lebensbereiche seien verständlich, häufig aber unberechtigt. Aussagen, wonach im Zuge der Digitalisierung fast jeder zweite Job verlorengeht, sind laut Aiginger "unverantwortlich". Dabei werde nicht gegengerechnet, wie viele Jobs in anderen Bereichen entstehen. Der Nettoeffekt sei "völlig offen".

Eines zeigten Untersuchungen aber deutlich: "Länder mit hohen Einkommen sind im Allgemeinen auch hoch digitalisiert", sagte Peneder, einer der Studienautoren. Folglich könne man getrost eine Wechselwirkung zwischen wirtschaftlicher Performance und Digitalisierung unterstellen.

Auch in Österreich sei dies zu beobachten. Dort lägen Wien, Vorarlberg und Salzburg in puncto Digitalisierung voran. Peneder: "Das sind auch jene Länder mit einem hohen Produktivitätsniveau." Das Gute an der Entwicklung sei, dass die Transformation schleichend und nicht von heute auf morgen passiere. "Da kann und soll die Politik gestalterisch eingreifen", fordert Wifo-Chef Aiginger.

Bildung oberste Priorität

Umso wichtiger sei es, der Bildung und Höherqualifizierung Priorität auf der politischen Agenda einzuräumen. Prognosen zufolge werden einfache manuelle Tätigkeiten in Zukunft wegfallen; dafür werden vermehrt Leute gesucht, die zum Beispiel Maschinen richtig einstellen können.

Voraussetzung für die zunehmende Vernetzung der Maschinen untereinander sei ein möglichst flächendeckendes Breitband. Nach diversen Verzögerungen kommt die von der Bundesregierung angestoßene Breitbandmilliarde nun doch ins Rollen. Damit soll schnelles Internet auch im ländlichen Raum Einzug halten.

A1 werde jeden Euro, den man mittels Ausschreibung aus der Breitbandmilliarde erhalte, verdoppeln, sagte Unternehmenschefin Margarete Schramböck. 500 Millionen investiere man aus eigenem Antrieb Jahr für Jahr in den Ausbau. (Günther Strobl, 22.8.2016)