Gerichtsmediziner Dr. Joseph Roth (Joe Bausch, M) liefert den Kommissaren Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, r) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) die genauen Tatumstände: Der Täter ist männlich und Rechtshänder.

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Man geht gleich in die Vollen. Lange dauert es am Sonntag zur gewohnten Tatort-Zeit nicht, und im ersten neuen Fall (Durchgedreht) nach der Sommerpause liegen zwei Leichen im schmucken Kölner Eigenheim. Eine Mutter und ihr kleiner Sohn, brutal hingemetzelt.

Noch ehe man überlegt, ob man das alles so ganz genau sehen möchte, stellt das Drehbuch die achtjährige Anna in den Fokus. Die Tochter hat überlebt, weil sie sich verstecken konnte. Erwartungsgemäß spricht das traumatisierte Kind mit niemandem, auch nicht mit Papa, der tags darauf von einer Dienstreise nach Hause kommt.

Der Vater übt den wenig beliebten Job des Steuerprüfers aus, hat naturgemäß, weil er so ein "harter Hund" ist, viele Feinde, nämlich einen windigen Journalisten und einen Bauunternehmer. Dafür war daheim eher tote Hose, wohingegen die Verstorbene anderswo in der Familie durchaus für Frühlingsgefühle gesorgt hatte.

Vor den Kommissaren Schenk (Dietmar Bär) und Ballauf (Klaus J. Behrendt) finden sich also so viele Verdächtige und Motive, wie Würste in der Kölner Tatort-Wurstbraterei am Rhein feilgeboten werden. Brav kauen sie alle durch – zuerst die im beruflichen Umfeld, bis Ballauf die entscheidende, aber auch sehr erwartbare Erkenntnis hat: "Mit der Familie stimmt doch was nicht."

Kurz fragt man sich, als die Lösung klar ist, ob auch mit dem Fernseher was nicht stimmt. Ein so aberwitzig konstruiertes Mordmotiv, bei dem ein Teppichmesser eine Rolle spielt, hat es wohl noch in keinem Tatort gegeben. Das sehen Schenk und Ballauf offenbar auch so, vor lauter Schreck verzichten sie am Schluss auf Wurst und Kölsch. Man kann es absolut verstehen. (Birgit Baumann, 21.8.2016)