Was der Betreiber der Alt-Wien-Kindergärten über eine originell lange Zeit aufgeführt hat, ist kein Kinderspiel mehr und auch kein Kinkerlitzchen. Fehlende Abrechnungen, eigenartige Sanierungen, unschöne Optik und vor allem das beständige Setzen auf das Modell "Stille Post", sowohl was die betroffenen Eltern und die Angestellten als auch was die Stadt Wien anbelangte, verlangten allen Beteiligten viel Nervenmaterial ab.

Die Hinhaltetaktik, in Russland auch die Wursttaktik genannt, setzt auf das langsame Absäbeln auf allen Seiten dringend benötigter Informationen. Meistens kommt nichts Gutes dabei heraus, denn auch der am längsten Hingehaltene verliert irgendwann die Contenance, und dann gibt es großen Ärger. Üblicherweise.

Im Fall Alt-Wien erwiesen sich die Eltern betroffener Kinder als ausgesprochen gutmütig – was den Betreiber Wenzel anbelangte. Dieselben Eltern, die von Wenzel weder Klartext noch Zukunftsplan präsentiert bekamen, waren aber außerordentlich leicht zu reizen, was die Geldgeber anbetraf. Als ob nicht der Betreiber für das Ausbleiben der Förderung verantwortlich zu machen wäre, sondern die Förderverteiler, die zu Recht auf korrekte Unterlagen pochten – wenn auch etwas spät.

Bis zum Schluss war die Stadt verhandlungsbereit. Bis zum Schluss wurde das Verlangte allerdings nicht oder nur zizerlweise bereitgestellt. Ein verantwortlich agierender Mensch hätte die Eltern und das Personal vorab über drohende Konsequenzen informiert, damit auch ein Plan B hätte angegangen werden können. Angegangen wurde allerdings nur die Stadt Wien.

Sicherlich ist das Ausfallen eines als sicher geglaubten Platzes für Eltern und Kind traumatisch. Umso seltsamer ist die Sympathie mit dem Hauptverantwortlichen. Wenzel ist nun als Vorstand des Vereins zurückgetreten, welcher vor kurzem ein neues Vergleichsangebot auf den Tisch gestellt hat. Man darf gespannt sein, was diesmal in der Überraschungstüte drin ist. (Julya Rabinowich, 20.8.2016)