Seehund Luca während des Zeitsinnexperiments.

Foto: Heinrich / MSC

Rostock – Seehunde haben ein gutes Gespür für Zeit: Sie sind sogar in der Lage, Intervalle im Millisekundenbereich zu unterscheiden, berichten Wissenschafter des Robben-Forschungszentrums der Universität Rostock im Fachmagazin "Animal Cognition".

Das Zeitempfinden der Tiere sei viel ausgeprägter, als bisher angenommen. Es dürfte in freier Wildbahn von großer Bedeutung sein, beispielsweise für Futtersuche und Orientierung, um einzuschätzen, wie lange sie schon unterwegs waren oder welche Strecke sie in welcher Zeit zurückgelegt haben.

"Zeit spielt wahrscheinlich für Robben eine entscheidende Rolle, vor allen Dingen in einem Lebensraum, in dem es teilweise externe Reize nicht oder nur begrenzt gibt", sagt Frederike Hanke, die an der Studie beteiligt war.

Motivation durch Fisch

Für das Experiment wurde der Seehund Luca über ein Jahr lang fünf bis sechs Tage die Woche getestet: Dabei legte er auf Kommando seinen Kopf in einen Ring. Darin verharrte er in einer Ruheposition, während ihm ein Zeitintervall präsentiert wurde– markiert durch einen weißen Kreis, der für eine vorprogrammierte Zeit auf einem Computerbildschirm erschien.

Mit dem Antippen einer Kugel auf der linken oder rechten Seite des Ringes sollte das Tier signalisieren, ob das Signal das für die Testreihe konstante oder ein längeres Zeitintervall beanspruchte. Für eine richtige Entscheidung wurde Luca mit Fisch belohnt. "Wir haben die Genauigkeit des Zeitgefühls für viele Zeitintervalle zwischen drei und 30 Sekunden bestimmt", sagt Erstautorin Tamara Heinrich. "Die Genauigkeit nimmt beim Seehund ab, je länger der konstante Reiz ist – ein bereits von anderen Sinnesmodalitäten bekanntes Phänomen". (APA, red, 18. 8. 2016)