Norwegen wollte als erstes Land der Welt Autos mit Benzin- oder Dieselantrieb von den Straßen verbannen. Zwar erst ab 2025, aber das ist ja nicht mehr so lang hin. Und auch nicht alle auf einen Schlag. Es sollte ein Deckel eingezogen werden, indem ab einem bestimmten Stichtag kein Auto mit konventionellem Antrieb neu zum Verkehr zugelassen wird. So war es im Frühjahr geplant, so hieß es auch kürzlich noch. Nun hat die Regierung offenbar einen Schwenk vollzogen und vertraut lieber auf eine Politik von Zuckerbrot und Peitsche.

Seit Jahren ist Norwegen bemüht, dem Elektroauto mit Milliardenaufwand zum Durchbruch zu verhelfen: da eine Steuererleichterung, dort eine Sonderspur – und jede Menge Ladestationen, wo Batterien mit Gratisstrom befüllt werden können. Und es war damit durchaus erfolgreich. Jedes vierte neu zugelassene Auto fährt elektrisch oder hybrid. Die Entwicklung neuer Antriebe ist ohnehin nicht aufzuhalten. Ein Verbot hätte die Sache beschleunigt. Als Vorbild für andere Länder taugt Norwegen so und so nur bedingt.

Das Land im Norden Europas ist nicht nur eines der größten öl- und gasexportierenden Länder der Welt; mit einem Anteil von über 95 Prozent des produzierten Stroms aus Wasserkraft liegt Norwegen auch in dieser Disziplin weit vorn. Nur das zählt. Denn was hilft es, wenn die Menschen zwar mehrheitlich elektrisch unterwegs sind, der Strom aber aus Öl- oder Kohlekraftwerken kommt? (Günther Strobl, 16.8.2016)