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Du radelst hinaus aus der City, nimmst die Praterstraße, lässt den Praterstern rechts liegen, fährst die Lassallestraße entlang und über die Reichsbrücke, weiter auf oder neben der Wagramer Straße, unmittelbar nach der Alten Donau biegst du rechts ab, eigentlich biegst du zuerst links ab, machst dann einen Turnaround und radelst quasi unter der Wagramer Straße durch, dann hältst du dich direkt am Wasser, und zwei, drei Minuten später bist du am Ziel.

Neu-Brasilien. So heißt der Kleingartenverein (KGV) auf der einen Seite des Weges, so heißt vor allem auch der Wirt auf der anderen. Unglaubliche Lage. Die Tische stehen nicht bloß am, sondern auf dem Wasser, ein Floß ist halt dazwischen. Man kann hier, wenn nicht zufällig die Küche zusammenbricht, was vorkommen kann, sehr gut essen. Und man kann auf jeden Fall sehr gut trinken. Neu-Brasilien wurde vor mehr als hundert Jahren vom Naturheilkundler Florian Berndl gegründet, der zuvor das Gänsehäufel betrieben hatte, das ihm die Stadt wieder abnahm, nachdem es sich als Goldgrube entpuppt hatte. Herr Berndl zog ans Ufer gegenüber und zog Neu-Brasilien hoch. Da gab's sogar einen weißen Sandstrand, wie an der Copacabana. Daher der Name.

Rio galt, vor allem seiner Strände wegen, lange Zeit als Sehnsuchtsort. Seinerzeit ist der große Schriftsteller und Wahlbrasilianer Stefan Zweig noch so richtig ins Schwärmen geraten. "Wieder hat man (und wie oft nun schon in dieser Stadt!) einen Tropfen getrunken vom goldenen Überfluss der Welt!" Doch das ist auch schon 75 Jahre her, und die Zeiten haben sich geändert. Heute denkt, wer an der Copacabana sitzt und sich nicht ins verschmutzte Wasser traut, voll Sehnsucht an die Alte Donau. (Fritz Neumann, 16.8.2016)