Die algorithmusgesteuerte Zapfanlage von Beerjet füllt die Gläser in weniger als zehn Sekunden.

Foto: Beerjet

Wien – Im Herbst findet alljährlich das Wiener-Wiesn-Fest statt. Neben Blasmusik, Dirndl und Brauchtum steht in der vom Münchner Oktoberfest inspirierten Party vor allem eine Sache im Vordergrund: Bier. Wenn am ersten Abend die Zelttüren aufgehen, wollen tausende Menschen gleichzeitig ihr erstes kühles Blondes. Und bald darauf das nächste.

"Mit traditioneller Schanktechnik war das nicht zu schaffen. Also machten sich die Festwirte auf die Suche nach einer besseren Lösung", blickt Ernst Koller zurück. Er ist heute Geschäftsführer des jungen oberösterreichischen Unternehmens Beerjet, das aus diesem Bedarf heraus ein besonderes Produkt entwickelt hat: Hochleistungszapfanlagen, die bis zu sechs halbe Bier in weniger als zehn Sekunden füllen. Die Wiesn-Wirten sind nun Geschäftspartner.

Von den Anfängen bis zum serienreifen Produkt

Ein vorhandenes, nichtausgereiftes Konzept einer Abfüllanlage war einer der Ausgangspunkte der Entwickler von Beerjet. 2012 begann die Arbeit an der neuen Technik für das schnelle Bier, 2013 wurde das Unternehmen gegründet. Produktentwicklung, Optimierungsarbeit und Testläufe folgten, bis das Produkt 2015 serienreif war und erste Kunden akquiriert wurden. Mittlerweile kommen Beerjet-Anlagen im neuen Wiener Allianz Stadion, in mehreren deutschen Stadien und mithilfe von Vetriebspartnern in einer Reihe weiterer Märkte zum Einsatz. Die Entwicklung wurde im Rahmen des Start-up-Programms von der Förderagentur FFG unterstützt.

"Der erste und wichtigste Punkt ist die optimale Bierversorgung", erklärt Koller die grundlegende Technik. Vier einen Zentimeter starke Leitungen bringen die Flüssigkeit in das zentrale Rohrsystem der Anlage, aus dem je nach Modell aus bis zu vier oder sechs Leitungen das Bier gezapft wird.

Algorithmusgesteuertes Regelungssystem

Ein Füllstandssensor misst dabei den Vorrat im Rohrsystem, der im Wechselspiel mit dem vorhandenen Druck stabil gehalten werden muss, damit am Zapfhahn in jedem Fall das perfekte Bier herauskommt. Ein algorithmusgesteuertes Regelungssystem kontrolliert je nach Druck im Rohrsystem vollautomatisch die Geschwindigkeit, mit der das Bier ins Glas schießt, so Koller. "Bei 2,5 Bar Druck im System muss der Zapfhahn weiter zumachen, als wenn nur 1,9 Bar vorhanden sind."

Dazu kommt der Kippmechanismus, der im Dienste einer schönen Schaumkrone die Gläser im richtigen Moment neigt. Auch ihn regelt der Computer automatisch. Je nach Füllgeschwindigkeit wird bei 40 bis 60 Prozent vollen Gläsern der Kippvorgang eingeleitet.

Mobile Variante in 20 Minuten einsatzbereit

"Eine wichtige Rolle für die Schaumentwicklung ist die Biertemperatur", gibt Koller zu bedenken. Bei einem Umsatz von 20 Fässern pro Stunde ist es wichtig, dass das Bier bereits kalt ist. Ein eingebauter Durchlasskühler ist zwar in der Lage, die Temperatur zu harmonisieren und kleine Unterschiede auszugleichen. Er kann die Flüssigkeit aber nicht von Zimmertemperatur auf vier Grad herunterkühlen. Eine mobile Variante des Beerjet, die CO2- und Frischwasserversorgung, Zufluss wie Abfluss kompakt integriert, kann innerhalb von 20 Minuten in Betrieb gehen und so auch bei Festivals ohne fixe Verbauung zum Einsatz kommen.

Auf diese Art soll im Normalfall innerhalb von sieben Sekunden das perfekte Bier gezapft werden. Bei schwierigen Umgebungstemperaturen kann es ein paar Sekunden länger dauern. "In zwölf Sekunden schaffen wir aber jedes Bier", beruhigt Koller. Das Ziel ist eine Zykluszeit – also Bierzapfen inklusive Becherwechseln durch das Personal – von unter 20 Sekunden. Auf diese Art können also 1000 Krügerln pro Stunde gezapft werden. Eine superschnelle Lösung, die bisher nur in Australien zum Einsatz kommt, schafft das Bierzapfen sogar in drei bis vier Sekunden. (pum, 19.8.2016)